Viertel-Stunde:Schönheit im Tageslicht

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(Foto: N/A)

Michael Lapper ist seinem Wohnort eng verbunden, er lehnt eine Umgestaltung des U-Bahnhofs Messestadt West entschieden ab

Von Renate Winkler-Schlang

Nicht gut genug für das internationale Publikum? Michael Lapper sitzt auf der Wartebank im U-Bahnhof Messestadt West und schüttelt den Kopf. Als er in der SZ gelesen habe von dem Antrag im Bezirksausschuss (BA), den Bahnhof umzugestalten, habe er es kaum fassen können, sagt er. Es hatten sich Vertreter des BA Trudering-Riem mit dem Centermanager der Riem Arcaden und einem Vertreter vom Investor mfi, der die Mall auf der Westseite komplettieren will, getroffen - und sofort mache sich der BA-Planungsausschuss deren Kritik zu eigen. Auch wenn man über Geschmack streiten könne, finde er das doch höchst bemerkenswert.

Lapper lebt mit seiner Familie seit 2006 in der Messestadt. Der engagierte 46-Jährige, der eine Ausbildung zum Schriftenmaler und zum Kunstglaser und ein Designstudium absolviert hat, wird oft als "der Messestadt-Künstler" bezeichnet, weil seine Werke sich auch immer wieder mit seinem Heimatstadtteil auseinandersetzen, in Form von Glaskunst in der Sophienkirche, aber auch kritisch als Licht- und Labyrinth-Installation auf dem öden Willy-Brandt-Platz.

Diesen U-Bahnhof aber findet Lapper schön. Er breitet die Arme aus: Tageslicht kommt von oben und indirekt von vorn. Dass die Betonwände nur orange mit Bleimennige eingefärbt seien, es nur zwei kleinere Werbetafeln gebe, schaffe eine Weite, ein besonderes Raumgefühl. Diese "ehrlichen" Wände bildeten einen ruhigen Hintergrund, wenn etwa 300 dunkel gekleidete Messebesucher hier warteten: "Das ist doch ein gutes Bild." Auch die Beleuchtung mit schlichten Bändern aus Leuchtstoffröhren passe dazu, meint Lapper. Er ist ein konsumkritischer Künstler. Deshalb gefällt ihm, dass hier nicht alles glattpoliert oder mit Plastikdeko verblendet ist, nicht dieser "Kauf mich"-Impuls zu spüren sei. Arcaden und BA hätten wichtigere Aufgaben fürs Viertel, findet Lapper: Die Arcaden könnten die abgebauten Radlständer wieder installieren, der BA sich darum kümmern, dass die Jugend ihren ersehnten Unterstand im Viertel bekommt. Er könnte bei einem Ortstermin den Dialog suchen - oder auch einmal in dieser Messestadt tagen.

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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