Viertel-Stunde:Offene Geheimnisse

Die gebürtige Münchnerin Judith Lohse lockt einen in ihrem Stadtführer zu Orten, die man nur beim näheren Hinsehen findet - die es aber wert sind, entdeckt zu werden

Von Renate Winkler-Schlang

Eine stille Welt der Bücher, über die sich ein Kreuzgewölbe mit beeindruckenden barocken Fresken spannt. Eine echte Überraschung ist dieser Lesesaal im Archiv des Erzbistums an der Karmeliterstraße 1.

"München geheim" heißt der im August Dreesbach Verlag erschienene Stadtführer, den Judith Lohse verfasst hat. Das Archiv des Erzbistums ist einer von 400 Orten, die sie erkundet hat. Lohse ist gelernte Buchhändlerin, hat Buchwissenschaften studiert und arbeitet in der Personalabteilung eines privaten Bildungsträgers. Ihr erstes Buch entstand während der Elternzeit für Sohn Samuel. Die gebürtige Münchnerin kennt die Stadt und hat meist in Straßen gewohnt, der Namen mit einem "A" beginnen: "Arcis-, Agnes-, Adalbert-, Ainmiller-, Amalienstraße. Jetzt leben wir am Ackermannbogen - alles nur Zufall." Die Idee fürs München-Buch hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann Oliver Brauer, einem Literaturagenten.

Irgendwann entdeckte sie eine kleine Sekt-Gesellschaft hinterm imposanten Wittelsbacher Brunnen, im Buch wurde daraus ein Tipp für eine schöne Geburtstagslocation. Eine besondere Entdeckung hat sie auch an der Herzogspital-straße inmitten der Altstadt gemacht - das Kloster der Servitinnen, die sich der ewigen Anbetung verschrieben haben. Ihre kleine, nach dem Krieg von Alexander von Branca entworfene Kirche mit der Marienfigur, die 1690 ihre Augen zum Gekreuzigten gewendet haben soll, kennt kaum einer. Der alte Turm, eine Glanzleistung des Rokoko, ist von der Straße aus gar nicht zu sehen, man muss schon den Innenhof betreten. Die nur noch sieben Servitinnen betreiben einen Mini-Kiosk für Opferkerzen, handgeschriebene Glückwunschkarten, Rosenkränze.

Über die Fußgängerzone zur Maxburg, das ist Kontrastprogramm. Von der Maxburg blieb nach dem Krieg nur der Turm. Sep Ruf und Theo Papst haben den neuen Komplex mit ruhigem Innenhof entworfen. Hier, an der Pacellistra- ße 5, ist einer von Lohses Lieblingsläden: "Die Vier Werkstätten. Handwerk und Design". Auch einer dieser Geheimtipps, die nicht geheim bleiben sollten.

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