Viertel-Stunde:Namen, die für ein Leben stehen

Viertel-Stunde: In Ehren gehalten: das Grab von Eugen Roth.

In Ehren gehalten: das Grab von Eugen Roth.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Nymphenburger Friedhof ist klein, nur 360 Gräber gibt es hier. Christa Bühl kennt die Geschichten der Menschen, die hier ihre letzte Ruhe fanden

Von Corbinian Wildmeister

Das Spannende an Friedhöfen ist, sich mit den Biografien der Verstorbenen zu beschäftigen", sagt Christa Bühl, 75, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Münchner Begräbnisvereins kostenlose Friedhofsführungen anbietet. Und erklärt, warum: "Man kommt in Kontakt mit den Geschichten von Menschen, über die man sonst nie etwas erfahren hätte."

Und so hat sie sich auch mit dem Nymphenburger Friedhof beschäftigt. Denn obwohl das Gräberfeld gegenüber dem Kloster der Englischen Fräulein mit lediglich 0,32 Hektar und rund 360 Ruhestätten zu den kleinsten städtischen Friedhöfen zählt, lässt sich dort einiges über frühere Bewohner des Viertels erfahren. Wie auch auf dem Winthirfriedhof in Neuhausen und dem Friedhof St. Georg in Bogenhausen gibt es dort strenge Regeln für den Graberwerb. Unter anderem muss man wenigstens 30 Jahre im Stadtviertel gewohnt haben, um dann auf dem 1866 entstandenen Nymphenburger Friedhof bestattet zu werden zu können.

Also finden sich die Gräber namhafter Persönlichkeiten. Einer von ihnen ist der 1976 verstorbene Münchner Dichter Eugen Roth, der vor allem für seinen Gedichtzyklus "Ein Mensch" Berühmtheit erlangte. Wegen "politischer Unzuverlässigkeit" durfte er von 1933 an nicht mehr als Journalist arbeiten, berichtet Bühl. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich Roth, geboren in der Maxvorstadt, dann in einer Straße niedergelassen, die nach einem anderen bekannten Nymphenburger benannt wurde: Albert Bäuml. Dieser war von 1888 an Pächter der Nymphenburger Porzellanmanufaktur, verhalf dieser zu neuem Erfolg und hatte laut Christa Bühl ein gutes Verhältnis zu seinen Angestellten: "Das war früher nicht selbstverständlich."

Darüber hinaus sind auch die Schauspielerin Ruth Leuwerik, der Verleger Heinz Friedrich und der Regisseur Bernhard Wicki auf dem Nymphenburger Friedhof bestattet. Wobei Letzterer gar nicht so lange im Stadtteil gelebt haben soll. "Vor allem für berühmte Menschen werden auch Ausnahmen gemacht", weiß Bühl. Sogar nach dem Tod verschafft Prominenz offenbar Vorteile . .

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