Viertel-Stunde:Grüne Oase mit Festplatz

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Gerhard Kerscher ist der oberste Gärtner. (Foto: Lukas Barth)

Gerhard Kerscher steht an der Spitze der Gärtner, die in Berg am Laim ihre Parzellen hegen und pflegen

Von Renate Winkler-Schlang

Man kann die Strecke von der Steinseestraße in Ramersdorf bis hinüber zur Berg-am-Laim-Straße auf dem lauten Innsbrucker Ring zurücklegen, oder, viel schöner, auf der Echardinger- und der Josephsburgstraße. Er gibt aber auch eine dritte Variante, eine Art Geheimweg. Er führt durch die Anlage des "Kleingartenvereins Südost 1" - und in eine andere Welt, eine stille, freundliche, eine, in der man Vögel hört und den einen oder anderen Ratsch zwischen den Parzellennachbarn.

Gerhard Kerscher ist seit März das Oberhaupt in dieser Großstadtoase: Die Besitzer der 174 Gärten der in vier Abschnitte unterteilten Anlage haben den 57-jährigen Berufsfeuerwehrmann zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Der Verein, so erklärt er, ist Bindeglied zwischen dem Kleingärtnerverband, an den die Stadt als Eigentümerin die Flächen vergibt, und den einzelnen Pächtern: "Eine Dreieckssituation", sagt er. Den Abstand vom einen Ende der Anlage zum anderen schätzt er auf schon fast zwei Kilometer.

Für die Öffentlichkeit zugänglich ist der Kiespfad nur zwischen April und Oktober. Dann lässt der erste, der kommt, die Türen an seiner Sektion unabgesperrt, und bei Einbruch der Dunkelheit werden sie von dem, der meint, er sei der letzte, wieder verschlossen. Es sind eine ganze Menge Türen, denn die Anlage ist durchschnitten von der Bad-Schachener-Straße, dem Echardinger Grünstreifen und der kleinen Altöttinger Straße. Dennoch ist es für alle, die Zeit haben, ein Wellness-Weg. Radeln ist hier verboten. Es wäre auch schade, schnell durchzubrausen, gibt es doch hinter den Hecken und Gartenzäunen und den umrankten Torbögen so viel zu entdecken, zu bestaunen, vielleicht auch als Anregung abzuschauen. Allein die verschiedenen Gartenhaus- und Gartenmöbeltypen, die Zwerge, Buddhas, Tonfiguren, Lampions und Fahnenstangen.

Gerhard Kerscher selbst beklagt im Moment in seiner gemütlichen Parzelle mit den vier Apfelbäumen und dem neuen Hochbeet ein bisschen "Pflegenotstand", hat er doch nun auch einige administrative Aufgaben zu erledigen. Aber das Unkraut darf nicht überhand nehmen: "Grad Löwenzahn ist sehr verpönt bei uns", lacht er. Seit 2004 hat seine Familie ihren Garten. Kerscher schätzt die Freizeit an der frischen Luft und auch die Gartler-Gemeinschaft mit ihren Grillfesten - und den einträchtig absolvierten Arbeitseinsätzen. Wer auf dem internen Festplatz mit dem kleinen Maibaum angekommen ist, hat zwei Möglichkeiten: links halten und dann hinaus auf die belebte Berg-am-Laim-Straße. Oder nach rechts zur für alle offenen Vereinswirtschaft, der "Echardinger Gartenlaube". Auf der sonnigen Terrasse fachsimpelt man dann beim Bier über Saat und Salat.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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