Viertel-Stunde:Die Pinakothek der Kartoffel

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Barbara Kosler ist die Seele des Pfanni-Kartoffelmuseums am Ostbahnhof, das bei der "Langen Nacht der Museen" geöffnet ist

Von Renate Winkler-Schlang

Der Kleine im handgestrickten Pulli mit dem akkuraten Haarschnitt, der mit Freude einen Pfanniknödel auf der Gabel hat, könnte inzwischen fast der Opa der Nachtschwärmer sein, die heute die Kultfabrik bevölkern. Sein Foto ziert den Bauzaun an der Nahtstelle von Werksviertel und Kultfabrik, schirmt die Baustelle des "Werk 3" ab, in das bald hippe Läden und Lokale einziehen sollen.

Dieser bedruckte Bauzaun in Berg am Laim ist eine Art Zeitreise, er zeigt Erinnerungen an die Knödelfabrik, Schnappschüsse aus Kunstpark und Kultfabrik und Simulationen vom Werksviertel. Barbara Kosler steht davor, die Zigarette in der Hand - denn auch Tabak sei ja, wie die Kartoffel, ein Nachtschattengewächs, sagt sie schmunzelnd. Barbara Kosler, früher Pfanni-PR-Frau, hat 1996 das Kartoffel- und 2003 das Pfanni-Museum im "Eck-Haus" an der Grafinger Straße aufgebaut. Sie betreut beides, macht jede Führung selbst. "Ich bin das Museum", sagt sie strahlend. Den Bauzaun mit der Zeitreise hat sie nicht gestaltet - doch er sieht aus, als könnte er von ihr sein. Es freut sie, dass junge Designer auf dieselben Motive zurückgreifen, die auch in "ihren" Museen präsent sind.

12 000 Besucher im Jahr, das verdankten die "Kartoffel-Pinakothek" und das Firmenmuseum der Lage, nur einen Katzensprung vom Ostbahnhof entfernt. Ein guter Teil jedoch wird der Tatsache geschuldet sein, dass Barbara Kosler nicht nur spannende, witzige und wertvolle Exponate rund um die Knolle mit viel Gefühl für die richtige Atmosphäre präsentiert, sondern auch eine leidenschaftliche Geschichten-Erzählerin ist. Eine Stunde reicht da meist gar nicht aus, selbst pubertierende Schüler mit dem festen Willen, es doof zu finden, verewigen am Ende ihre Begeisterung im Gästebuch.

Barbara Kosler ist ein wandelndes Kartoffel-Lexikon, in ihrem Mini-Büro türmen sich Papiere aller Art in jedem Winkel. "Meine Werkstatt", sagt sie. Die kleine Sonderausstellung für die Lange Nacht der Museen an diesem Samstag hat sie den Kartoffel-Schälerinnen gewidmet. Und auf die Besucher warten saftig-leckere Kartoffel-Lebkuchen.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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