Viertel-Stunde:Der tapfere Anton Passauer

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Dass die Münchner nicht mehr wissen, wer er war!

Von Berthold Neff

Für einen wie Anton Passauer, der im Kampf gegen die Kaiserlichen für die bayerische Sache sein Leben gewagt hat und bei der Sendlinger Mordweihnacht anno 1705 nur mit knapper Not entkam, wäre es wohl nur eine Petitesse. Dass die Münchner nicht mehr wissen, wer er war! Dass sie im Luise-Kiesselbach-Tunnel, der an diesem Wochenende mit einem Bürgerfest eröffnet wird, ein Schild angebracht haben, welches den Durchreisenden den Eindruck vermittelt, beim Abbiegen nach rechts kämen sie auf die Passauer Straße - auf eine Straße also, die nach der Stadt Passau benannt ist. Ja wissen die nicht mehr, dass sie einst eine der neuen Straßen im heutigen Sendling-Westpark nach ihm benannt haben, nach Anton Passauer, Student und einer der Anführer der Bayerischen Volkserhebung gegen die kaiserlichen, österreichischen Besatzer?

Egal. Ist halt so mit der Rechtschreibung. Weiß halt heute nicht mehr jeder, dass man Straßen, die an Personen erinnern, zusammenschreibt. So wie die Aberlestraße oder die Kidlerstraße, benannt nach Passauers Mitstreitern, die den kaiserlichen Häschern nicht entkamen und auf dem Schrannenplatz, dem heutigen Marienplatz, enthauptet wurden. Johann Georg Kidler wurde überdies noch gevierteilt, aber Gott sei Dank erst danach.

Zeitgenossen beschreiben Passauer als "hochaufgeschossenen jungen Mann mit auffallenden Haaren". Und einer mit viel Courage, "er acht sein Leben nit". Als letzter Kavallerist schlug er sich "spornstreichs durch die Kaiserlichen, welche schon das Dorf umzingelten, durch, ohne von ihren Kugeln erreicht zu werden, und schoss den Husaren, welcher ihm nachsetzte, mit der Pistol vom Rosse".

Gleiches muss nun dem Hinweisschild in der Röhre widerfahren. Es sollte so schnell wie möglich runter von der Tunnelwand, damit die Schildermaler zusammenfügen, was zusammengehört: Passauerstraße. Das ist München diesem Anton Passauer schuldig, der am 25. August 1749 in Viechtach bei Kötzting in bitterer Armut starb - und wenigstens in unserer Erinnerung weiterleben sollte.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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