Viertel-Stunde:Das Geld des Dom Pedro

Dom Pedro

Kaiser und Schwerenöter: Dom Pedro I.

In Gern erinnern ein Platz und eine Straße an den einstigen Kaiser von Brasilien, der sich seine Braut aus München holte

Von Berthold Neff

Der Platz ist eines Kaisers würdig. Im Norden flankiert vom imposanten Gebäude des Altenheims Hl. Geist. In Richtung Westen könnte, wer groß genug ist, Schloss Nymphenburg sehen. Im Osten allerdings fiele der Blick des Kaisers auf die evangelisch-lutherische Christuskirche. Das müsste Dom Pedro I. als katholischer Regent erst einmal verdauen. Würde es ihn trösten, dass nebenan die Braganzastraße verläuft, benannt nach seiner Adelsfamilie? Und würde es ihn freuen, dass die Dom-Pedro-Straße, die am Platz ihren Ausgang nimmt, seinen Namen trägt? Man weiß es nicht. Aber wieso hat man überhaupt in Gern einen Platz und eine Straße nach dem Kaiser von Brasilien benannt?

Nun ja, weil er 1829 Prinzessin Amélie von Leuchtenberg geheiratet hat und sich dabei spendabel zeigte. Sie war die Tochter des Eugène de Beauharnais, Stief- und Adoptivsohn Napoleons und Vizekönig von Italien, und der Auguste von Bayern, der ältesten Tochter des späteren bayerischen Königs Maximilian I. Joseph. Amélie war 17 Jahre alt, als sie den 14 Jahre älteren Dom Pedro heiratete, der zwar Brasilien aus einer portugiesischen Kolonie zum Kaiserreich machte, aber als Schwerenöter galt. 1829 wurde der Ehevertrag dennoch geschlossen, es kam zur Fernhochzeit. Dom Pedro hatte aus Brasilien viel Geld geschickt, um sie prunkvoll zu gestalten, doch Amélie wollte es schlicht und gründete mit einem Teil des Geldes, 40 000 Gulden, die brasilianische Aussteuerstiftung für Mädchen aus dem Münchner Waisenhaus.

Danach schiffte sie sich nach Brasilien ein, feierte die Hochzeit nach - und trat schon zwei Jahre später die Rückfahrt an, Dom Pedro musste abdanken. In Paris brachte sie ihr einziges Kind zur Welt, Maria Amalia. Dann starb Dom Pedro an Tuberkulose, mit 22 Jahren war die einstige Kaiserin Witwe. Ihre Tochter erlag, mit 21 Jahren, derselben Krankheit. Amélie überlebte sie um 20 Jahre. Sie starb 1873 mit 61 Jahren und wurde in der Familiengruft der Braganzas in Lissabon bestattet. Seit 1982 ruht sie, zusammen mit Dom Pedro, in einer Krypta unter dem Unabhängigkeitsdenkmal in Ipiringa, einem Stadtteil von São Paulo.

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