Viertel-Stunde:Das Geheimnis von Unterdill

Nur wenige kennen den waldigen Winkel am Rand des Stadtteils Forstenried

Von Jürgen Wolfram

Heimatkunde für Fortgeschrittene: Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung Unterdill? Die meisten Münchner wissen wenig über den waldigen Winkel am Rand des Stadtteils Forstenried. Von der dortigen Schießstätte mögen sie vielleicht gehört haben, seit sie wegen ihrer bevorstehenden Erweiterung zum Konfliktstoff zwischen dem Schützenverein Hubertus und einer lärmempfindlichen Bürgerinitiative geworden ist. Mancher verirrt sich auch ins angrenzende Forstgasthaus mit seinem lauschigen Biergarten, das "Poseidon" heißt und griechische Gerichte serviert. Und das nahe Tor, einer der Haupteingänge zum Forstenrieder Park, hat sich zu einem beliebten Treff für den organisierten Ausflug entwickelt. Vor ein paar Wochen erst trafen sich dort etwa 80 Radler zu einer fabelhaften, dreieinhalb Stunden dauernden Exkursion mit Dirk Schmechel von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Seither machen im Münchner Süden die heitersten Jagd-Anekdoten die Runde.

Dill - das Wort steht eigentlich nur für einen Lattenzaun, ein hölzernes Gatter. Aber in Unterdill steckt mehr dahinter. Um den Flecken vollends zu ergründen, hält man sich vielleicht an den Ortschronisten Franz Xaver Kriegelsteiner. Besser noch: Man dreht eine Runde mit Andreas Wallner. Der Förster, seit 1991 im Amt, kennt hier alles, was sich regt und Schatten wirft. Sein Revier ist eines von zehn des Forstbetriebs München, der Name liegt auf der Hand: Unterdill. Ähnlich wie Münchens letzter Berufsjäger Alexander Mania wohnt Wallner praktischerweise in seinem Wald. Unterdill, damit ist nicht zuletzt eine kleine Siedlung aus vier Ein- und Zweifamilienhäusern gemeint, die in den Sechzigerjahren für auswärtige Waldarbeiter errichtet wurde.

Der Förster ist immer auch ein Mahner. Hunde gehören im Wildpark an die Leine, sonst werden sie womöglich von einem Keiler aufgeschlitzt wie Wallners eigener Dackel. Wildschweine sind bitte nicht zu füttern - so lautet ein weiterer Standardhinweis des 51-Jährigen. Die Holzstöße, die sich gegenwärtig im Revier Unterdill türmen, zeugen im Übrigen nicht von der Geldgier holzverkaufswütiger Forstleute; sie seien vielmehr eine Folge des Orkans Niklas. Das große Aufräumen mit schwerem Gerät soll bis Mitte September anhalten. Wallner sieht sich deswegen unter Dauerdruck. Ein Erholungsgebiet sei der viel besuchte Forstenrieder Park eher für andere als für ihn, die romantische Vorstellung vom Försterberuf ein Klischee. "Trotzdem hat die Arbeit mit und in der Natur ihren Reiz", sagt Wallner. Gelegentlich zu erklären, was es mit Unterdill auf sich hat, zählt zu seinen leichteren Übungen.

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