Viertel-Stunde:Bitte das Dirndl ändern

Viertel-Stunde: Schwabing ist ein gutes Pflaster für Schneider.

Schwabing ist ein gutes Pflaster für Schneider.

(Foto: Catherina Hess)

Schwabing und die Schneider, das scheint gut zusammenzupassen - jedenfalls wenn man den Anteil der Stammkundschaft sieht

Von Jana Heigl

Wenn man durch Schwabing spaziert, übersieht man meist die Lädchen, die eingezwängt zwischen Restaurants und Boutiquen unauffällig hervorlugen. Erst wenn die Wiesn naht und das Dirndl zu weit ist, hält man Ausschau nach den kleinen Schneidereien. Annett Nika, die Inhaberin der Schneiderei Nika an der Leopoldstraße, führt ihren Laden seit mehr als sechs Jahren. Sie kommt aus Ungarn und liebt Schwabing: "Um ehrlich zu sein, ich kenne das andere Ende von München gar nicht", gesteht Nika. "Es war ein glücklicher Zufall, dass wir hier einen Laden gefunden haben."

Ihre Schneiderei ist relativ geräumig, wenn man sie mit anderen im Viertel vergleicht. Meist gibt es da ein Vorzimmer mit Ankleidekabine und Spiegel, mit einem Teppich, auf den sich der Kunde zum Abstecken stellt, und einer Kleiderstange mit abholbereiten Hosen, Jacken und Blusen. Im Hinterzimmer hört man die Nähmaschinen rattern und sieht die bunten Garne an der Wand hängen. "Ach, das ist ja auch noch meins!", ruft eine Kundin überrascht aus, als ihr Blick über die bunten Kleider an der Stange schweift. Sie kommt wohl öfter hierher.

Schwabing und die Schneider - das scheint gut zusammenzupassen. Die einzelnen Schneidereien haben meist ihre Stammkunden, nur selten verirrt sich Laufkundschaft in die versteckten Läden - auch, wenn, wie bei Andrea Urr an der Siegesstraße, ein hübsches Schild mit einer herabbaumelnden Schere vor der Tür hängt. "Fremde kommen meistens nur einmal im Jahr", sagt Nika und zeigt hinter sich. "Zur Wiesn." Dort an den Kleiderstangen reihen sich meterweise Dirndl an Trachtenjanker.

Ein paar hundert Meter weiter an der Occamstraße findet man die Schneiderin Lavinia Middeke. Sie habe mit ihrem Team seit August bereits 150 Dirndl abgeändert, erzählt sie. Bis Ende September stehen die Nähmaschinen nicht still. Auch bei Schneider Kapsimanis Argyrios an der Isabellastraße häufen sich die Änderungsaufträge. Gehetzt deutet er auf eine Stange voller stecknadelgespickter Kleidung. "Ich bin sogar schon im Rückstand", schnauft er, dreht sich um und näht eifrig weiter.

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