Stehen, dann kurz weitergehen und wieder Pause: Man kommt kaum voran. Mal hechelt Boomer weit hinterher, dann wieder kommt er pfeilschnell angelaufen, stellt sich aber prompt quer vor die Spaziergänger. Von dort bewegt er sich nicht weg, bis er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller genießt. Boomer ist eine englische Bulldogge, ein gutes Jahr alt und eher der gemütliche Typ. Sophie Puhlmann, die Besitzerin, nennt es einen Trugschluss, dass Bulldoggen nur auf dem Sofa herumlungerten. Also spaziert sie mehrmals am Tag mit ihm durch die Gegend. Das macht beiden Spaß, denn Harlaching bietet perfekte Rahmenbedingungen - im Osten der Perlacher Forst, im Westen das Isarufer.
Zweieinhalb Jahre hat Sophie Puhlmann in London gelebt, bis sie zurück nach München kam; längst hat sie ein eigenes Modelabel und arbeitet von zu Hause aus. So hat sie genügend Zeit, um sich um Boomer zu kümmern. "Ich wollte einen Charakterhund", sagt sie, dass er so wenige Artgenossen treffe, sei aber schade. In London gebe es viel mehr englische Bulldoggen, "in München habe ich erst zwei oder drei gesehen". Und noch etwas vermisst sie: In England war es üblich, sich zu "Dog-Meet-Ups" zu versammeln. Herrchen und Frauchen sowie deren Hunde kommen zusammen, Mensch wie Tier lernen sich kennen. Puhlmann hat kurzerhand ein solches Treffen veranstaltet - das erste fand an der Wittelsbacherbrücke statt, zu dem auf Anhieb etwa 40 Hunde und ihre Herrchen kamen. In Zukunft soll immer am letzten Sonntag des Monats ein "Dog-Meet-Up" stattfinden.
Auf diese Weise soll Harlaching noch hundefreundlicher werden, denn Alternativen wie der Englische Garten seien zwar schön, aber sehr überlaufen. "Hier ist es ruhig, es gibt viel Grün, und Boomer fühlt sich wohl." Auf dem Weg durch seine neue Heimat erkennt man dann aber doch seine Herkunft: Ganz Gentleman begrüßt er jeden - ob Radler oder Mutter mit Kinderwagen. Da macht es dann gar nichts, wenn es mal wieder länger dauert.