Vierte-Stunde:Der Weg des tapferen Mannes

Georg Riedmeier

Georg Riedmeier hat gegen die Nazis gekämpft.

(Foto: privat)

Ein beschaulicher Weg entlang des Auer Mühlbachs in der Au trägt seit Kurzem den Namen Georg Riedmeiers. Dies geschah zum Gedenken an die Geschichte eines Mannes, der sich dem NS-Regime widersetzte, dafür weggesperrt, gefoltert und zur Teilnahme an einem Strafbataillon gezwungen wurde

Von Johannes Korsche

Der Weg, der seit Kurzem Georg Riedmeiers Namen trägt, läuft am beschaulichen Auer Mühlbach entlang. Er erinnert an einen Widerstandskämpfer, der sich dem NS-Regime widersetzte, deswegen im KZ Dachau inhaftiert und schließlich im Strafbataillon nach Afrika zum Sterben geschickt wurde. Doch Riedmeier überlebte - genauso wie seine Geschichte.

Er wurde 1917 in ein sozialdemokratisches Elternhaus geboren, wuchs in der Au auf. Über seinen Vater Friedrich, Brauereihilfsarbeiter bei Paulaner, und seine Mutter Ursula, die als Putzfrau arbeitete und später einen kleinen Milchladen am Entenbach betrieb, kam er schon früh in Kontakt mit der sozialistischen Jugendbewegung. Bereits als Achtjähriger war er Mitglied bei den "Kinderfreunden" und besuchte Freizeitveranstaltungen der "Roten Falken". Nach der Volksschule begann Riedmeier 1929 eine Lehre als Friseur. 1931 trat er in die Sozialistische Arbeiterjugend ein.

Als Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, ging Riedmeier in den Widerstand, verteilte Aufklärungsschriften gegen das nationalsozialistische Regime. Selbst ein Gestapo-Verhör im Juni 1935 änderte nichts an seiner Haltung. Eine erneute Festnahme, nur wenige Tage später, führte wegen der Verbreitung illegaler Schriften zur Anklage wegen Hochverrats. Riedmeier wurde zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Als er die Haft 1937 abgesessen hatte, kam er nicht frei, sondern ins KZ Dachau. Dort erlitt er übelste Qualen: Prügelstrafen, Pfahlhängen und Einzelhaft im Bunker. Im März 1939 konnte der damals erst 22-Jährige das KZ Dachau verlassen, im Oktober 1942 wurde er zum Strafbataillon 999 eingezogen. Riedmeier musste im Afrika-Feldzug für das verhasste Regime kämpfen. In Tunesien geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach München zurück, wirkte zunächst als Ermittler an der Spruchkammer München bei der Entnazifizierung mit. Von den körperlichen und psychischen Folgen seiner Haftzeit erholte sich der tapfere Mann nicht mehr. Georg Riedmeier starb am 7. März 1974.

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