Videodreh "Schein":Roberto will Spaß

"Spiel die Funkmusik, du Weißbrot!" Die Freisinger Band Schein dreht mit Roberto Blanco ein Video in einer Kirche.

Stephanie Göing, SZ-Jugendseite

Dieser Text ist auf der Jugendseite der SZ erschienen. Die Autorin Stephanie Göing ist 20 Jahre alt. Weitere Texte von der SZ-Jugendseite finden Sie unter www.sz-jugendseite.de.

Videodreh "Schein": Ein bisschen Spaß muss sein: Roberto Blanco beim Videodreh mit "Schein".

Ein bisschen Spaß muss sein: Roberto Blanco beim Videodreh mit "Schein".

(Foto: Foto: Nikolas Fabian Kammerer)

Es riecht nach Kirche. Nach dem alten, abgegriffenen Holz der Bänke. Und nach Kerzenwachs. Der Pfarrer steht in seinem weißen Gewand vor der Menge, einen goldbestickten Schal um die Schultern. Auf einmal reißt er die Augen auf, grinst, zeigt dabei eine ganze Reihe weiße Zähne und ruft: "Spiel die Funkmusik, Mann!" - und die Kirche fängt an zu schreien und zu beben. Mädchen in knallbunten Kleidern wiegen die Hüften zum Beat, reißen die Arme hoch, schütteln ihre Haare. Jungs mit Sonnenbrillen und Leinensackos springen auf den Bänken, alle tanzen, jubeln und lachen.

Gottesdienst? Nein. Das Spektakel ist der Videodreh der Band Schein aus Freising zu ihrem Song "Spiel die Funkmusik, du Weißbrot" - eine deutsche Coverversion des Titels "Play That Funky Music, White Boy" von Wild Cherry aus dem Jahr 1976. Und den Pfarrer spielt Roberto Blanco.

Seit acht Uhr früh ist an diesem Tag die evangelische Kirche in München-Ramersdorf voller junger Menschen, die als Statisten beim Dreh mitarbeiten und sich schick gemacht haben, als würden sie auf eine Hochzeit gehen. Ein Kamerakran ragt vom Altar in den Kirchengang, überall wuseln Techniker herum, fast fällt man über die vielen Kabel, Scheinwerfer und Rollen mit Klebeband.

Eine spontane Idee wird wahr

"Es ist der Hammer", sagt Georg, Sänger von Schein und Hauptdarsteller in dem Clip, über den Dreh. Er ist total begeistert, dass das wirklich alles so geklappt hat, dass viele Komparsen da sind und alle so abfeiern. Und natürlich, dass sie tatsächlich Entertainer Roberto Blanco für eine Zusammenarbeit gewinnen konnten. Alles entstand ganz zufällig: "Den Text hatte ich schon übersetzt und das Lied haben wir irgendwann mal aus Spaß eingespielt", erzählt Georg.

Und aus der spontanen Idee, für den zweiten Gesangspart doch Roberto Blanco zu fragen, wurde Ernst: "Auf einmal hatten wir seine Antwort auf dem Anrufbeantworter!" Roberto kam zu ihnen nach Freising ins "Farmland-Studio", der Song wurde eingespielt und bald auch die Idee für ein Video entwickelt, zusammen mit dem Regisseur Philip Fricker und dem Produzenten Felix Parson, beides Freunde der Band: Der ganze Dreh läuft ehrenamtlich.

Die Story: Sänger Georg wird vom "Plastikpop" zum Funk bekehrt und dabei von Roberto Blanco aufgefordert: "Spiel die Funkmusik, du Weißbrot!" Fans tragen Georg zum Altar, wo die Band spielt - alle in Anzügen, mit Krawatte oder Hosenträgern - und im Hintergrund swingt sogar ein Gospelchor mit leuchtend orangen Roben. Georg performt in seiner goldglänzenden Jacke, mit Riesenbrille, Röhrenjeans und dicken Turnschuhen, die Menge feiert.

Tatsächlich hüpfen die Jugendlichen unermüdlich zur lauten Musik, schreien immer und immer wieder den Text mit, tanzen, tanzen, tanzen. Party für die Kamera in der Endlosschleife. Unzählige Wiederholungen, und das bei sicherlich 30 Grad Hitze. "Es ist echt anstrengend", sagt die Schülerin Verena, die mit ihren Freundinnen zum Dreh gekommen ist. "Nicht nur das Tanzen, sondern auch die ganze Zeit zu lächeln." Über Facebook hat sie von der Aktion erfahren und wollte mitkriegen, wie so ein Clip gedreht wird. "Der Ohrwurm wird so schnell nicht mehr weggehen", meint sie und lacht.

Einige der Komparsen sind wie Verena dem Online-Aufruf von Schein gefolgt, viele kennen aber auch Mitglieder der achtköpfigen Band oder des Technikteams. Auch eine ganze Gruppe ehemaliger Schülerinnen, die Georg in seinem Hauptberuf als Lehrer unterrichtet hat, sind gekommen. Drei Mädchen schwänzen sogar die Schule für die Aktion. Das Gruppengefühl beim Dreh ist einfach mitreißend, die Musik natürlich auch - und Roberto Blanco: Ein kehliges "vamos a la playa" von ihm und die Party geht los.

Roberto gibt alles

"Ich freue mich, dass ich jungen Musikern helfen kann", erklärt Roberto. Er mag selbst gerne Funkmusik und kannte den Song bereits als Original. "Der Text ist witzig, die Musiker sind gut - warum nicht", sagt er und lacht sein unverkennbares Lachen. "Es hat so viel Spaß gemacht. Musik hält jung." Und Roberto gibt alles: Tanzt und performt auf der Bühne vor den strahlenden, verschwitzten Gesichtern der Jugendlichen, immer wieder wird er abgetupft mit einem Handtuch. "Cut", ruft Regisseur Philip Fricker ins Megafon. Das Licht wird umgestellt, die Kamera gestartet, dann geht es weiter: "Viel Spaß", wünscht Philip. Und die Party beginnt wieder von vorne. Nicht zum letzten Mal an diesem Tag.

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