Das Schwurgericht München I hat einen Maßkrugschläger wegen versuchten Totschlags zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Der 34-jährige Informatiker hatte auf dem Oktoberfest 2004 einen sechs Jahre älteren Italiener aus Ärger über dessen sehr freies Benehmen mit seinem Maßkrug angegriffen.
Auch als das Glasgefäß zerbrach, schlug er weiter zu. Das Opfer erlitt sieben klaffende Gesichtswunden, "Sie haben Glück gehabt, dass keine Schlagader getroffen wurde", hielt der Vorsitzende Richter dem Angeklagten vor.
Laut Urteilsbegründung haben die Zacken "wie mehrere Messer gewirkt". Wer damit zuschlage, gebe "den Ablauf aus der Hand". Der Angeklagte habe seiner Wut "einen größeren Stellenwert eingeräumt als dem Leben des Opfers, er hat mit bedingtem Tötungsvorsatz gehandelt".
Zu Gunsten des bislang unbescholtenen 34-Jährigen wurden dessen Geständnis und seine alkoholische Enthemmung berücksichtigt. Strafverschärfend wirkten sich hingegend "das objektive Missverhältnis zwischen Anlass und Tat" aus sowie die Folgen für den Verletzten, dessen Sehfeld beeinträchtigt bleiben wird.
Grenzen überschritten
Zur Eskalation war es nach Aussage des Angeklagten gekommen, als nach dem "sehr nett" verlaufenen Tag der Italiener am Nebentisch "die Idylle störte". Er machte dem Angeklagten zwei Mal den Platz streitig, legte dessen Freund den Arm um die Schulter und bandelte schließlich handfest mit einer Frau am Tisch an.
Damit habe er die von dem menschenscheuen Angeklagten gezogenen Grenzen überschritten, sagte der Vorsitzende Richter. Der selbstbewusste und kontaktfreudige Italiener sei dessen "Gegenteil", der Angeklagte habe sich gekränkt und in seinem Stolz verletzt gefühlt.
Das "Element Oktoberfest" habe wohl auch eine Rolle gespielt, das Opfer hätte sich sonst wohl nicht so aufreizend verhalten, meinte der Richter.