Versuchter Mord:19-Jähriger sticht mit abgebrochener Bierflasche auf Jugendlichen ein

  • Ein 19-Jähriger hat mit einer abgebrochenen Bierflasche auf einen Jugendlichen eingestochen, weil dieser ihn geschubst hatte.
  • Der gelernte Maler räumte ein, zum Tatzeitpunkt unter dem Einfluss von Alkohol und Marihuana gestanden zu haben.
  • Er ist wegen versuchten Mordes angeklagt.

Von Susi Wimmer

Neun halbe Bier, drei Joints, "ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle", sagt Alessandro V. und stiert vor sich auf den Boden. Er habe sein Opfer nur bedrohen wollen, "aber dann ist es über mich gekommen". Er stach zu, mit einer abgebrochenen Bierflasche, direkt in Richtung Hals seines Opfers. Jetzt sitzt der 19-Jährige vor der ersten Jugendkammer und gibt sich geläutert.

Er ist angeklagt wegen versuchten Mordes. Der Grund für seinen Ausraster in jener Mainacht war eher banal: Das 16 Jahre alte Opfer hatte ihn kurz zuvor absichtlich von hinten angerempelt, als er beim Bieseln in einem Gebüsch im Englischen Garten stand.

Alessandro V. hat sich entschlossen, die Fakten, so weit er sich erinnern kann, auf den Tisch zu legen. Er antwortet prompt auf die Fragen von Richter Stephan Kirchinger, wirkt ruhig und scheint auf den ersten Blick nicht in das Bild eines jungen Mannes zu passen, der den Tod eines anderen billigend in Kauf genommen hat.

Alessandro V. wohnte zum Tatzeitpunkt noch bei seinen Eltern in der Au. In der Untersuchungshaft hat er nach drei Jahren Lehrzeit seine Maler-Gesellenprüfung erfolgreich abgeschlossen. Die Theorie hinter Gittern, für den praktischen Teil begleiteten ihn Beamte nach draußen. Nein, antwortet er auf die Frage des Richters, eine Freundin habe er schon seit längerem nicht. Er habe andere Interessen gehabt.

Fünf Bier am Freitagabend "oder wenn ein schöner Tag war" seien für ihn kein Thema gewesen. Dazu noch Marihuana, und das jeden Tag etwa ein Gramm. Sein Lehrgehalt von 670 Euro brutto reichte für seinen Lebenswandel längst nicht mehr aus. Er schnorrte ständig seine Eltern an, "weil am Ersten des Monats kam das Gehalt und am Zehnten war schon alles weg", erzählt er.

Es war auch ein Freitag, 6. Mai, und noch dazu ein schöner Tag, als er mit Freunden nachmittags nach der Schule im Maßmannpark nahe des Stiglmaierplatzes abhing. Fünf bis sechs Bier später, gegen 16 Uhr, kaufte die Gruppe noch einen Kasten Bier und zog weiter in den Englischen Garten. Dort trank Alessandro V. noch drei Bier, rauchte drei Joints, trank billigen Weißwein und schloss sich einer anderen feiernden Gruppe an. Gegen 22.30 Uhr machte er sich mit seinem Freund in Richtung U-Bahn Lehel auf. Auf dem Weg dorthin erleichterte er sich in einem Gebüsch am Wegesrand und wurde von hinten geschubst. "Was soll das", rief er und hörte einen Burschen lachen. Die Gruppe junger Männer zog weiter, Alessandro V. bieselte zu Ende und nahm wütend die Verfolgung auf. "Ich wollte, dass er sich entschuldigt."

An der Prinzregentenstraße zerschlug er seine Bierflasche, entdeckte am Wegrand eine zweite, schlug auch von der den Boden ab und näherte sich mit auf dem Rücken versteckten Armen dem Schubser. Er ließ die Flasche in der rechten Hand zu Boden gleiten, um sein Opfer am Arm packen zu können. "Ey, Du hast mich geschubst!" Die Antwort: "Ja, verpiss Dich!" Das Opfer wollte den Angreifer wegschubsen, verpasste ihm einen Schlag auf die Lippe, da holte Alessandro V. aus und schlug mit der abgebrochenen Flasche "in Richtung oberer Oberkörper" des 16-Jährigen.

Der abgebrochene Flaschenhals traf den Jugendlichen hinter dem rechten Ohr, nur wenige Zentimeter oberhalb der Halsschlagader. Einen zweiten Schlag soll das Opfer abgewehrt haben. "Daran kann ich mich nicht erinnern", sagt der Angeklagte. Das Urteil soll Ende Januar fallen.

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