Verleihung:Mit V wie Fasching

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Ausgezeichnet: Miroslav Nemec (links) und Udo Wachtveitl freuen sich über die Auszeichnung. (Foto: Catherina Hess)

Die Narrhalla vergibt den Karl-Valentin-Orden an die beiden Fernsehkommissare Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec

Von Thomas Becker

Die erste Frage des Radio-Mannes beantwortet Udo Wachtveitl mit einer Gegenfrage: "Sie haben jetzt nicht wirklich Walentin gesagt?" Hat er doch, der arme Radio-Mann, und vor Aufregung wackelt sein Mikro noch ein bisschen mehr. Kann ja mal passieren, wenn man vor zwei TV-Legenden und zudem frisch gebackenen Trägern des Karl-Valentin-Ordens steht. Da kann man das Vogel-V schon mal mit einem schnöden W verwechseln. Miroslav Nemec passiert es ein paar Minuten später auch. Halb so schlimm, schließlich geht's nur um Fasching.

Bei der Bekanntgabe der Preisträger 2016 herrscht im Fürstensaal des Bayerischen Hofes jedenfalls eine derart aufgekratzte Stimmung, dass man sich ein wenig um die Statik der Kronleuchter sorgt. Doch dem Präsidium um Narrhalla-Chef Gerd Grauer gelingt es, die geballte gute Laune - immerhin darf an einem solchen Tag jeder Narr sein rotes (Präsidium) beziehungsweise blaues (Elferrat) Jackett tragen - in die Produktion zahlloser Fotoserien münden zu lassen. Aber wofür hat man denn ein Prinzenpaar wie "Cornelia II von den Brettern, die die Welt bedeuten" und "Christian II von Monaco de Bavaria"? Eben: für Fotos.

Zurück zu den Preisträgern: "Beglückt. stolz und hoch erfreut" seien beide, sagt Wachtveitl und verspricht, man werde bis zur offiziellen Ordensverleihung im Januar noch ausraufen, wer Valentin und wer Liesl Karlstadt ist. Nemec erzählt, dass er Valentin kennenlernte, als er 1966 als Elfjähriger nach Deutschland kam und in Freilassing aufwuchs: "Sein Sinn für Dialektik, diese tragischen Momente in der Komik, das hat mich geprägt, wie auch die Marx Brothers." Im Norden der Republik habe er bei einer Lesung mal gewagt, den "Firmling" vorzulesen. "Da kam eher eine verhaltene Reaktion", sagt Nemec, worauf Wachtveitl frotzelt: "Typisch, dass du dich das nur im Norden traust." Auch bei ihm hat sich der "Firmling" eingebrannt, dazu die "Orchesterprobe". Er lobt Valentins "tapferes Aushalten von Absurditäten" und vergleicht ihn mit Woody Allen, nur dass der "ein bissl sonniger" sei.

Nun wird die 15 Zentimeter hohe Statue aus feinvergoldetem Sterlingsilber laut Satzung verliehen für "die humorvollste bzw. hintergründigste Bemerkung im Sinne von Karl Valentin, für eine Rede oder Handlung, für ein Zitat, welches in der Öffentlichkeit publik wurde". Welche das im Fall Nemec/Wachtveitl ist? Nun, antwortet Wachtveitl, das sei der Satz: "Ich bin auf Sie angewiesen, aber Sie nicht auf mich. Merken Sie sich das!" Das sei natürlich von Valentin, gibt er zu, meint aber: "Der Satz könnte von uns sein, aber Valentin hat ihn erfunden, bevor er uns eingefallen ist. Das ist eine Unverschämtheit!" Gut gegeben, Wachtveitl. Jedenfalls preiswürdiger als Vorgänger Heino, dessen Auszeichnung einen Sturm der Entrüstung entfacht hatte. Die Gefahr besteht heuer nicht. Wenn Nemec von Faschingsauftritten als lebende Musikbox der "Major Rockefeller Purple Haze Company" erzählt, dürfte auch Karl Valentin da oben die Ohren spitzen.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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