Verleihung des Karl-Valentin-Ordens:Fünf Konkurrenten für Heino

Die Auswahl der Preisträger des Karl-Valentins-Ordens wird immer absurder - mit dem Namensgeber, der Stadt München oder gar Humor jedenfalls haben die wenigsten zu tun. Es gibt würdigere Kandidaten - fünf Vorschläge.

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Karl-Valentin-Orden

Quelle: Felix Hörhager/dpa

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Es ist wahrscheinlich alles nur ein großes Missverständnis, oder die Leute haben nur nicht kapiert, was da eigentlich los ist: Dass die Narrhalla ihren Karl-Valentin-Orden an Menschen verleiht, die mit Karl Valentin nichts zu tun haben, mit München auch nicht und mit Humor noch weniger, etwa Helmut Kohl und Til Schweiger. An diesem Freitag nun geht die Auszeichnung an Heino, unter großem Vorab-Geheul, das allerdings nicht vom Schlagerbarden kam, sondern von allen möglichen Leuten, die Ehre und Andenken Valentins beschädigt sehen.

Tatsächlich vollzieht die Narrhalla mit ihren absurden Preisträgern exakt jene Art von Realitätsverschiebung, aus der auch der Namensgeber des Ordens seinen Witz ableitete. Also ist eigentlich die Narrhalla die einzig würdige Trägerin des Valentin-Ordens. Damit die ewige Schimpferei aber endlich aufhört, hier fünf Vorschläge, die weniger Kontroversen provozieren würden als die singende Sonnenbrille vom Niederrhein.

Bayern Munich's Mueller celebrate their victory over Preussen Muenster after their German soccer cup (DFB Pokal) first round soccer match in Muenster

Quelle: Ina Fassbender/Reuters

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Thomas Müller

Schon alleine die Beine! Der Hungerhaken Thomas Müller sieht dem Hungerhaken Karl Valentin rein phänotypisch so ähnlich, dass er zwangsläufig den Orden bekommen müsste. Und was den Witz anbelangt, eifert der Mann aus Pähl, der dem FC Bayern München so viel Lokalkolorit verleiht wie nur wenige andere Spieler, dem großen Humoristen ebenfalls nach. "Wo keine Muskeln sind, kannst du dir auch nicht wehtun." So ein Satz über die eigenen Waden hätte Valentin gefallen. Und besser als Müller hätte auch er Niederlagen nicht beschreiben können: "Wir sind extrem beschissen gestartet, zwischendrin war es okay, dann war es wieder beschissen, dann war es wieder bemüht, und dann war es noch mal beschissen." Hängt den Orden endlich Thomas Müller um den Hals! Dann kommt das Ding auch ins FCB-Museum und wird einmal von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen.

Florian Fuchs

Janosch Ausstellung in Linz

Quelle: Angelika Warmuth/dpa

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Janosch

Was? Janosch soll kein echter Münchner sein? Na, sagen wir mal so: Er war es zumindest. Jahrzehntelang unterhielt er eine kleine Dach-Wohnung in Neuhausen. Überall Pinsel, Kreide, Stifte, haufenweise Rotweinflaschen, Akkordeon, Gitarre, Charles Bukowski und das Neue Testament. Das Hinterhof-Idyll eines Späthippies. In einer Schachtel: Geld und Orden, verliehen unter anderem vom Land Panama. Panama weiß nämlich, was es an Janosch hat. München wiederum nahm den Tigerentenzeichner, als er noch hier wohnte, nicht einmal zur Kenntnis. Erst wenn seine Asche (so wünscht er es sich) in seiner neuen Heimat Teneriffa verstreut sein wird, werden sie sich auch hier an ihn erinnern und einen Brunnen aufstellen. Zu Lebzeiten kriegt so ein unangepasster Typ wie der noch nicht mal einen Karnevalsorden. Wieso auch einen Schnauzbärtigen, der eigentlich Horst Eckert heißt, 83 ist, sich als "Alterswahnsinnigen" bezeichnet und merkwürdige Kolumnen für das Zeit-Magazin zeichnet, auf eine Stufe mit unserem lieben Heino stellen? Janosch hat damals noch nicht mal die Aufnahmeprüfung auf die Münchner Kunstakademie geschafft. Seine alte Wohnung hat er mittlerweile sowieso verlassen. Für immer.

Martin Zips

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Quelle: Robert Haas

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Kurt Faltlhauser

Kurt Faltlhauser ist Münchner, durch und durch. Mit der Narrhalla verbindet ihn der Hang zum Pseudo-Royalismus. Und weil Faltlhauser auch noch lustig ist, wäre er des Karl-Valentin-Ordens allemal würdig. Kurt? Faltlhauser? Der ehemalige Finanzminister? Lustig? Ja. Während seine Nachfolger professionelle Kabarettisten einkauften, um den Maibock-Anstich von Hofbräu unterhaltsam zu gestalten, erledigte Faltlhauser das früher einfach selbst. Verkleidet als Schiedsrichter oder Feuerwehrmann überzog er seine Kabinettskollegen mit feinstem Spott, zur höchsten Gaudi des Publikums. Ein großer Humorist also, dessen größter Witz freilich war, dass er München einen, halten Sie sich fest, neuen Konzertsaal bescheren wollte.

Bernd Kastner

Dritter Prozess im KiKA-Betrugsskandal

Quelle: Hendrik Schmidt/dpa

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Bernd das Brot

Bernd das Brot ist ein echter Anarchist. Er bringt Eltern um den Verstand, aber Kinder nicht zur Räson. Das ist gut so, denn Kinder sollen nicht so werden wie ihre Eltern. Allein die mantraartig wiederholten Rufe "Ich muss hier raus" können auch kleinere Zuschauer, so sie denn nach 21 Uhr noch glotzen dürfen, schon bald (un-)artig wiederholen. Wenn Bernd auf dem Bildschirm wie in einer Endlosschleife gefangen agieren muss, ist das mindestens so gut wie der in den dritten Programmen gefangen gehaltene Tatortreiniger Schotty. Bernd das Brot, ein echter Münchner übrigens, ist das Gegenteil des Schönmalers Bob Ross, für den jeder Baum ein Freund ist. Bernd würde nie einen Baum Freund nennen. Dafür hält Bernd das Brot nachtaktive Menschen so wach, dass sie morgens in der Bäckerei nach dem frisch gebackenen Bernd-Brot verlangen.

Erich Setzwein

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Quelle: Stephan Rumpf

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Toni Roiderer

Ein Sprecher ist zum Sprechen da, meistens wenigstens. Insofern ist der Job des Sprechers der Wiesnwirte an sich schon ein valentinesker, denn die meiste Zeit ist der Sprecher damit beschäftigt, Fragen halt gerade nicht zu beantworten, beziehungsweise so zu beantworten, dass nichts verraten wird, aber die Journalisten trotzdem etwas zum Schreiben haben. Richard Süßmeier etwa antwortete auf die Frage aller Fragen - was ein Wiesnwirt denn verdiene - am liebsten mit dem Aperçu: "Links und rechts a Watschn." Toni Roiderer, der das Amt im zwölften Jahr bekleidet, ist an der Aufgabe gewachsen und heute ein wahrer Meister der nichtssagenden Beredsamkeit - und der medienwirksamen Pointe, auch sie darf ja nicht vergessen werden. Als im vergangenen Jahr der Maßkrug vorgestellt wurde, den die Wirte jedes Jahr zur Wiesn kreieren lassen, sagte Roiderer in schönstem Straßlacherisch: "Seit I Sprecher bin, gibt's Kriag", solcherart auf das Schönste den bairischen Plural von Krug mit der dialektalen Aussprache von Krieg vermischend. Die dadurch entstehende Zweideutigkeit bereitet Roiderer ganz offensichtlich Vergnügen, und das ist es ja auch, was Karl Valentin ausmacht: Die Dinge zur Kenntlichkeit zu verdrehen.

Stephan Handel

© SZ vom 30.01.2015/vewo
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