Verkehrswege:Ein Schritt zur Brücke

Fuß- und Radwegbrücke Giesinger Berg

Brückenstudie: ein 3.50 Meter breiter Steg mit vier Prozent Steigung von der Bergstraße zum Postament der Heilig-Kreuz-Kirche.

(Foto: Karl + Probst Architekten)

Die Stadtverwaltung hält eine Fuß- und Radweg-Querung am Giesinger Berg zumindest für möglich. Eine Machbarkeitsstudie soll bis Mitte 2019 Fragen von Umwelt- und Denkmalschutz klären

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Noch sind die letzten Hindernisse nicht beseitigt. Trotzdem sieht Matthias Rajmann das Projekt einer Fuß- und Radwegbrücke am Giesinger Berg langsam auf dem richtigen Weg. Anlass für seinen Optimismus ("endlich gute Nachrichten") liefert ihm eine aktuelle Beschlussvorlage des Planungsreferats, in der ausdrücklich von "Machbarkeit" die Rede sei. Ähnlich sieht das der Bezirksausschuss (BA) 17 Obergiesing-Fasangarten. Dessen Mitglieder haben in ihrer jüngsten Sitzung den Inhalt des Papiers positiv zur Kenntnis genommen. Allerdings verknüpften sie ihr Einverständnis mit der Aufforderung, eine Machbarkeitsstudie bereits bis Ende 2018 fertigzustellen. In dem Entwurf der Verwaltung ist dafür bislang ein Zeitraum bis Ende 2019 vorgesehen.

Die Hoffnung, für den Brückenbau am Giesinger Berg auch Finanzmittel aus dem Bundesförderprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus 2016" abrufen zu können, hat sich zwar laut Planungsreferat zerschlagen. Trotzdem sei dessen jetzige Beschlussvorlage vielversprechend, zumal in der Konsequenz bereits ein konkreter Vorschlag, nämlich ein Planungskorridor, entwickelt wurde. Und damit könne den Bedenken Rechnung getragen werden, die von Seiten des Natur-, Denkmal- und Artenschutzes erhoben wurden, glaubt Rajmann. Er gilt als einer, wenn nicht als der Hauptinitiator des Projekts, wobei er seit Oktober 2015 auch von der "Brücken-Allianz Giesinger Berg" im Münchner Forum unterstützt wird.

Seit einigen Jahren liegt auch bereits eine Brückenstudie vor, die aus dem bürgerschaftlichen Engagement in Zusammenarbeit mit dem Münchner Architekturbüro Karl + Probst Architekten entstanden ist. Diese sieht laut Planungsreferat einen Steg mit einer lichten Breite von 3,50 Metern vor. Die Brücke beginnt mit einem Rampenbauwerk am Ende der Bergstraße mit einer Steigung von konstant vier Prozent, überspannt die Straße "Giesinger Berg" und schließt am Postament der Heilig-Kreuz-Kirche auf Höhe des Kriegerdenkmals mit einer Gesamtlänge von circa 80 Metern an.

Dass ihre Realisierung einen Eingriff an sensibler Stelle bedeuten würde, ist vermutlich allen Beteiligten klar: Das Isarhochufer ist wichtig für das Stadtklima, die Vernetzung von Lebensräumen, das Landschafts- und Stadtbild sowie die Erholung. So sind die Hangleiten beiderseits der Straße "Giesinger Berg", die Bäume vor der Heilig-Kreuz-Kirche und entlang der Straße "Am Bergsteig" in der amtlichen Biotopkartierung verzeichnet und im Arten- und Biotopschutzprogramm als regional bedeutsam bewertet. Eine Brücke mit ihren Nebenanlagen, heißt es in der Beschlussvorlage, würde zu einer Beeinträchtigung des Naturhaushalts beziehungsweise zum Verlust des Lebensraums für manche Tiere führen. Die Heilig-Kreuz-Kirche sei etwa als Standort für streng geschützte Fledermausarten und Wanderfalken bekannt. Auch andere seltene Vogelarten nisten und brüten im Umfeld. Ein Brückenbauwerk am Giesinger Berg könnte solche artenschutzrechtlichen Schutzgüter beeinträchtigen, lautet eine Befürchtung.

Ihre Bedenken haben auch die Denkmalschützer angemeldet. Sie verweisen darauf, dass die Brücke mehrere Einzelbaudenkmäler im Umfeld der Kirche betreffen würde. Insbesondere wird der architektonische Zusammenhang zwischen Kirchenbau und Terrassenstützmauern betont. So kam das Landesamt für Denkmalpflege zu dem Ergebnis: "Eine Brücke mit Ansatz an dieser Stelle und damit zumindest optisch eine Zerschneidung der notwendigen Fundamentzone ist aus denkmalfachlicher Sicht problematisch. Zusätzlich befindet sich in diesem Bereich ein eingetragenes Bodendenkmal." Deshalb sollte zumindest ernsthaft geprüft werden, die Brücke weiter talabwärts zu verschieben.

Das Planungsreferat hält aufgrund der genannten Einwände den Bau der Brücke für "nicht grundsätzlich ausgeschlossen". Gleichwohl können man die kritischen Punkte auch nicht einfach übergehen. Die Behörde schlägt deshalb vor, Varianten zu prüfen, welche die Eingriffe in die vorhandenen Baudenkmäler und in den Naturraum - besonders die Isarhangleite - "möglichst gering halten". Zudem müsste die angestrebte lückenlose Radroute entlang der Isarhangkante mit den Planungen der Fuß- und Radwegbrücke am Giesinger Berg abgestimmt und angepasst werden, heißt es im Fazit des Planungsreferats. In Absprache mit dem Baureferat schlägt es nun einen Flächenkorridor für eine Alternativroute vor. Dafür solle bis 2019 eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, die Lösungsvorschläge hinsichtlich Natur- und Denkmalschutz sowie Bautechnik aufzeigt. Gelingt es, alle Bedenken auszuräumen, könnte 2022 mit dem Bau der Brücke begonnen werden.

Bei der Realisierung dieses Ziels beweisen Matthias Rajmann und seine Mitstreiter zwar großes Durchhaltevermögen. Weiteren Zeitverlust würden sie aber trotzdem nur ungern hinnehmen. Deshalb drängen Rajmann und auch der BA 17 darauf, die Machbarkeitsstudie bereits in diesem Herbst in Auftrag zu geben. Denn die erforderliche Untersuchung der Fauna muss in der Brutzeit, Frühjahr/Sommer, erfolgen. Sollte sich die Beauftragung der Studie verschleppen, steht somit zu befürchten, dass sie tatsächlich erst in der Brutzeit 2019 durchgeführt werden könnte.

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