Verkehrsmonitoring:Rückläufig auf ganzer Linie

Ein Gutachten über die Verkehrsbelastung im Planegger Ortsteil Martinsried liefert ein überraschendes Ergebnis

Von Rainer Rutz, Martinsried

"Es muss keinen Automatismus auf mehr Verkehr geben". Mit diesen Worten kommentierte Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) die überraschenden Ergebnisse des neuesten Verkehrsmonitorings im Planegger Ortsteil Martinsried, die jetzt im Verkehrsausschuss des Gemeinderats vorgestellt wurden. Das Monitoring wird alle zwei bis drei Jahre von einem Gutachterbüro durchgeführt, sozusagen auch als begleitende Maßnahme zu den Umbauarbeiten für eine neue Martinsrieder Ortsmitte, die bereits in vollem Gange sind.

An drei Tagen im Frühjahr dieses Jahres haben die Mitarbeiter des Büros die Verkehrsbewegungen in Martinsried genau beobachtet, den Durchgangsverkehr und die Verkehrsbeziehungen gezählt, ebenso den ruhenden Verkehr und den Schwerlastverkehr. Dabei zeigte sich, wie Gutachter Helmuth Ammerl berichtete, dass die Zahlen im Vergleich zu 2014 auf ganzer Linie rückläufig sind. So nahm der gesamte fließende Verkehr von 29 800 Fahrzeugen pro Tag auf 28 350 ab, das sind fünf Prozent. Eklatant war der Rückgang des Durchgangsverkehrs von der Würmtalstraße im Norden zur Münchner Straße am südlichen Ortsrand: Er sank um 18,5 Prozent von 2650 auf 2160 Fahrzeuge pro Tag, darunter 400 Lastkraftwagen, eine Zahl, die der Gutachter als "sehr gering" bezeichnete. Die meisten Fahrzeuge mit rund 16 000 pro Tag nahm die Lochhamer Straße auf, sie liegt damit ungefähr auf dem Niveau der Germeringer Straße in Planegg.

Wenig Beunruhigendes wusste Ammerl auch vom ruhenden Verkehr zu berichten: Es gebe in Martinsried "kein Parkplatz-Defizit", sagte der Gutachter, bestenfalls "eine starke Auslastung" durch die Gewerbebetriebe. Hier beobachte man allerdings "starke Belastungsschwankungen".

Die Gründe für die überraschenden Ergebnisse des Monitorings lassen sich offenbar nicht eindeutig finden und zuordnen. Gutachter Ammerl deutete an, der Wegzug des Biotech-Unternehmens Morphosys mit immerhin 600 Mitarbeitern könne eine Rolle gespielt haben. Auch die derzeitigen großen Baustellen in Martinsried könnten dazu geführt haben, dass etliche Autofahrer den Ort meiden.

Für Bürgermeister Hofmann ist das Ergebnis jedenfalls erfreulich, zeige es doch, "dass wir auf dem richtigen Weg sind". Nach dem Umbau der Ortsmitte, dem Wegfall eines Teils der Röntgenstraße und vor allem nach Realisierung des Kreisverkehrs an der Fraunhofer Straße, der von Juli an in Angriff genommen wird, könne der Verkehr noch weiter sinken. Das werde ein weiteres Verkehrsmonitoring im Jahr 2019 zeigen.

Gerade die Veränderungen durch den Kreisverkehr wertet Hofmann als eine "Testphase für die Fraunhoferstraße". Dass bestimmte Straßen oft zugeparkt seien, sei nicht neu, sagte der Bürgermeister. Einige Parker müsse man wohl auch dem Universitätsbereich zuordnen - obwohl die Universität "großzügige Parkplätze" habe. Deren Auslastung wolle er demnächst prüfen lassen. Das Gesamtergebnis des Verkehrsmonitorings beweist für Planeggs Bürgermeister auch, "dass es bei weitem oft nicht so ist, wie gesagt wird. Oft ist es halt eine gefühlte Welt".

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