Verkehrsausbau:Etappenziel

Der Güterbahnhof im Norden von München, 2013

Auf eigenen Gleisen sollen die Güterzüge vom Rangierbahnhof im Norden der Stadt durch Bogenhausen rollen - und zwar unterirdisch.

(Foto: Florian Peljak)

Im neuen Bundesverkehrswegeplan ist auch der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Daglfing und Johanneskirchen enthalten - allerdings die oberirdische Lösung. Bogenhausen fordert einen Tunnel

Von Ulrike Steinbacher

Der Bund hat am Mittwoch bekannt gegeben, in welche Straßen und Bahnstrecken er bis zum Jahr 2030 investieren will. Unter den Schienenprojekten des potenziellen Bedarfs ist auch der Knoten München aufgelistet, für den die Grundlagenermittlung fortgesetzt wird. Zu diesem Knoten gehört neben anderen Projekten der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Daglfing und Johanneskirchen. Und was da im Bundesverkehrswegeplan steht, bedeutet konkret, dass das Projekt geprüft wird - weiter geprüft wird, muss man korrekterweise sagen, denn die Entflechtung der Schienenstränge von Personen- und Güterzügen im Stadtbezirk Bogenhausen war auch schon im Vorgängermodell des Bundesverkehrswegeplans enthalten. Gebaut werden soll die viergleisige Trasse aber auf keinen Fall so, wie sie jetzt auf dem Papier steht, zumindest dann, wenn es nach der Mehrheit im Münchner Stadtrat und nach dem Bezirksausschuss Bogenhausen geht. Denn die Münchner wollen die viergleisige Bahnstrecke unterirdisch in einem Tunnel führen, dessen Extra-Kosten von mindestens 500 Millionen Euro die Stadt auch übernehmen will. Der Bund dagegen würde nur eine oberirdische Strecke finanzieren, und das ist die Version, die im aktuellen Bundesverkehrswegeplan aufgelistet ist.

Aus Sicht der Bogenhauser dagegen ist diese oberirdische Trasse nur die hässliche Schwester jener umfassenden Lösung, mit der die Stadt die Bahnschneise durch den Stadtbezirk reparieren und die Infrastruktur-Voraussetzungen für ein großes neues Wohngebiet östlich der Gleise schaffen will. Neue Zufahrtsstraßen in dieses Gebiet können nämlich nur errichtet werden, wenn die Züge unterirdisch unterwegs sind. Davon abgesehen würde ein Bahntunnel auch die Lärmbelastung der Anwohner reduzieren. Und das wiederum wird dringend nötig sein, denn über die Strecke vom Rangierbahnhof via Bogenhausen und Trudering nach Rosenheim wird der Zulauf zum Brenner-Basistunnel abgewickelt.

Die oberirdische Variante, so wie sie jetzt im Bundesverkehrswegeplan steht, ist aus Sicht der Bogenhauser also allenfalls ein Etappenziel. Dennoch bewertet die Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) sie vorsichtig positiv: "Rein vom Bauchgefühl her" stelle die Tatsache, dass das Projekt im Bundesverkehrswegeplan aufgeführt ist, "einen ersten Schritt" dar hin zu einer wahrscheinlichen Realisierung, formuliert sie. Pilz-Strasser macht sich aber ernsthaft Sorgen, dass die Stadt sich - allen gegenteiligen Bekundungen zum Trotz, womöglich doch noch gegen einen Tunnel entscheidet. Schließlich habe der 13. Stadtbezirk im Stadtrat keine Lobby, kein einziger Stadtrat komme aus Bogenhausen. Falls die oberirdische Trasse bestehen bleibt und verbreitert wird, müssten die Anwohner dann mit einer breiten Schneise leben, die sich wie eine klaffende Wunde durch den Stadtbezirk zieht.

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