Verkehr:Zu viel Radler und Autos in der Fußgängerzone

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Vom Fahrrad bis zum Lkw - alles fährt durch die Neuhauser Straße. bei verschärften Kontrollen wurden 900 Autofahrer ohne Erlaubnis erwischt. Die Hauptsünder aber sind die Radlfahrer.

Von Dominik Hutter

Viel los also in dem Bereich, der seit 1972 eigentlich den Fußgängern vorbehalten ist. 85 Einsätze haben die "Kommunalen" seit Herbst 2002 durchgeführt - damals hatte das Innenministerium den Pilotversuch gestartet, die Stadt an der Verkehrsüberwachung der Fußgängerzone zu beteiligen. Erklärtes Ziel: verschärfte Kontrollen in einer immer stärker befahrenen Fußgängerzone.

Für Karl Thiem vom Kreisverwaltungsreferat ist das bisherige Resultat aber noch kein Grund zur Besorgnis. Schließlich hätten die meisten Ertappten lediglich die Lieferzeit überzogen. "Niemand fährt da einfach durch." Nach Beobachtungen der SZ geht es aber zumindest auf der Tram-Trasse Maffeistraße mitunter recht lebhaft zu - per Kurz-Trip von der Schrammerstraße zum Promenadeplatz lassen sich einige Kilometer einsparen.

Zu befürchten hat man als Autofahrer übrigens kaum etwas. Wer sich nicht allzu sehr danebenbenommen hat, kommt bei den "Kommunalen" meist mit einer kostenfreien Ermahnung davon.

Aber auch die Polizei kontrolliert in der Fußgängerzone. Ihre Halbjahresbilanz sieht jedoch deutlich harmloser aus: Lediglich sechs Autos ohne Genehmigung fielen auf, zwölf Mal wurde die für Lieferanten vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit nicht eingehalten. Dafür haben die Beamten immerhin 637 parkende Autos moniert, die länger als drei Stunden mitten in der Fußgängerzone abgestellt waren.

Doch das Hauptaugenmerk der Polizei liegt auf den Radlern. 122 Beanstandungen hat es im ersten Halbjahr gegeben. Wobei die eigentliche Zahl noch sehr viel höher ist. Nur: Wer die fälligen zehn Euro sofort zahlt, wird nicht registriert.

Die Zufahrtsregelung der Fußgängerzone ist großzügiger, als allseits angenommen wird. So gelten die Sperrzeiten (10.15 bis 22.30Uhr) nur für Lieferanten ohne jegliche Genehmigung sowie für schwere Lkw. Letztere benötigen in jedem Fall eine Erlaubnis des Baureferats - im vergangenen Jahr wurden 18 Ganzjahres-Lizenzen erteilt, zumeist für die Bierlieferanten der Gaststätten.

Die Inhaber der 639 Dauer-Genehmigungen für Pkw und kleinere Lieferwagen dürfen dagegen herumkurven, wann immer sie wollen. Das Baureferat muss bei den Ausnahmegenehmigungen einen schwierigen Spagat bewältigen. Es gilt, ebenso die Interessen der gewerblichen Wirtschaft wie auch die der Passanten zu berücksichtigen. "Wir sind sehr bemüht, den Charakter der Fußgängerzone nicht zu unterminieren", versichert Sprecher Jürgen Marek.

Die Genehmigungen würden nur erteilt, wenn sie "zwingend notwendig" sind. Zum Beispiel für Handwerker - die Haupt-Inhaber der jährlich immerhin 1300 befristeten Einzelgenehmigungen, die zu den vielen "Jahres-Abos" noch hinzukommen.

Manche dürfen nur einen Tag lang einfahren, andere über mehrere Wochen hinweg. "Je nach Bedarf", erklärt Marek. Damit auch Baustellenfahrzeuge an die richtige Stelle gelangen, wurden im vergangenen Jahr zusätzlich 326 Einzelgenehmigungen für Lkw über 7,5 Tonnen erteilt. Die sind dann sogar von der Sperrfrist befreit.

Zu schaffen macht der Autoverkehr aber nicht nur den Passanten, sondern auch der Fußgängerzone selbst. Als 1995 mit der Erneuerung des maroden Bodenbelags begonnen wurde, war allen klar, dass für die gebrochenen Platten keine übergewichtigen Münchner verantwortlich waren. Das haben die 20-Tonnen-Laster angerichtet.

Von wegen Fußgängerzone. Seitdem auch die kommunale Verkehrsüberwachung in der Non-PS-Meile kontrollieren darf, wurden rund um Perusa- und Maffeistraße schon 900 Autofahrer ohne Zufahrtserlaubnis erwischt. Plus 400 Radler, die abseits der Velo-Furt im Sattel saßen. Dazu kommen noch die ganz legalen Zonen-Befahrer: Es gibt jährlich 650 Dauer- und 1600 Einzelgenehmigungen für Anlieferer.

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