Verkehr:Vom Eise nicht befreit

ADFC-Umfrage: Radler geben dem städtischen Winterdienst schlechte Noten

Von Andreas Schubert

Ein bisschen hat es gedauert, bis der Fahrradklub ADFC die Ergebnisse seiner Online-Umfrage zum Winterdienst ausgewertet hat. Und jetzt, da es wärmer geworden ist, scheint das Thema nicht unbedingt aktuell zu sein. Dennoch: Nach dem Winter ist vor dem Winter - und wenn es etwas zu verbessern gibt, kann die Stadt gar nicht früh genug anfangen, sich damit auseinanderzusetzen. Es ist bereits die zweite ADFC-Umfrage unter Münchens Radlern. Mehr als 1000 haben sich im Januar und Februar beteiligt. Weil im Vergleich zu 2014 relativ viel Schnee fiel und die Umfrage damals außerdem erst im Mai stattgefunden hatte, waren die Teilnehmer nun vergleichsweise sauer. Als "sehr schlecht" beurteilen 19 Prozent den Winterdienst, 2014 waren es neun Prozent. "Schlecht" finden ihn 62 Prozent (63). Ein "sehr gut" gab es nur von einem Prozent (4) der Befragten, die Note "gut" von 18 Prozent (24).

Nun hatte es das Baureferat diesen Winter wahrlich nicht leicht. Weil die Schneefälle länger dauerten, kamen die Räumdienste kaum hinterher. Dazu kommt bei Schneefall immer, dass geräumte Radwege durch von Autos aufgespritzten Matsch wieder zur Rutschfalle werden. Münchens ADFC-Vorsitzender Martin Glas berichtet auch von unpassierbaren Radlrouten, auf denen ihm nichts anderes übrig blieb, als auf die Fahrbahn auszuweichen, am Innsbrucker Ring zum Beispiel. Dem ADFC gehe es gar nicht so sehr darum, das Radeln im Winter genauso komfortabel zu machen wie im Sommer. "Man sollte aber halbwegs sicher ankommen", sagt Glas.

Der Ruf nach mehr Sicherheit betrifft nicht nur eine Handvoll Radler. 68 Prozent haben angegeben, täglich auch im Winter zu fahren, ein- bis zweimal die Woche waren noch 19 Prozent unterwegs. 78 Prozent haben gar angegeben, bei jedem Wetter unterwegs zu sein, egal welche Bedingungen herrschten. 16 Prozent dagegen fuhren nur, wenn die Wege geräumt waren. Der ADFC schließt aus den doch recht schlechten Resultaten der Umfrage, dass einiger Handlungsbedarf besteht. "Die Landeshauptstadt muss weiter deutliche Anstrengungen unternehmen, um im Winter die Radwege frei zu halten, welche auch ohne Spikereifen sicher befahrbar sein müssen. Wichtige Fahrradstraßen sollten ebenfalls von Schnee und Eis befreit werden", so die Hauptforderungen des Fahrradklubs.

Gerade das Thema Fahrradstraßen ist im Winter ein Problem: Sie sind in der Regel Nebenstraßen - und die werden seltener geräumt. In der Stadt gibt es sogenannte priorisierte Routen, die alle zwei Stunden geräumt werden sollen. Andere werden alle drei Stunden geräumt. Dem ADFC ist das zu wenig: Die Räumung müsse schneller, sorgfältiger und regelmäßiger erfolgen. An kritischen Stellen und auf Winterhauptrouten dürfe auch der Einsatz von Salz nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Zudem müssten Polizei und die Stadt die Rechte von Radfahrern allen Verkehrsteilnehmern nahebringen, sprich: Muss ein Radler auf die Fahrbahn ausweichen, darf es das - nur wissen das zu wenige Autofahrer. Weiter wünscht sich der ADFC, dass Rollsplit schnell eingesammelt wird und dass die Stadt ihre Informationspolitik in Bezug auf den Winterdienst verbessert, also etwa bekannt gibt, wo priorisierte und somit besser geräumte Radrouten verlaufen.

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