Verkehr:Umsteigen mit Hindernissen

Verkehr: Rollstuhlfahrer erreichen am Josef-Rank- Weg zwar die S-Bahngleise, kommen aber nicht hinunter zur U-Bahn.

Rollstuhlfahrer erreichen am Josef-Rank- Weg zwar die S-Bahngleise, kommen aber nicht hinunter zur U-Bahn.

(Foto: oh)

Immer noch müssen Rollstuhlfahrer am Heimeranplatz weite Umwege in Kauf nehmen

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

Im Rollstuhl sitzen, einen großen Kinderwagen schieben oder stark gehbehindert sein möchte man wahrlich nicht, wenn man am Heimeranplatz von der U-Bahn in die S-Bahn wechseln muss. Erste Stolperschwelle: auf keinen Fall am U-Bahnsteig dem (winzigen) Wegweiser zur S 7 und S 20 folgen. Denn ins Zwischengeschoss bringt einen zwar noch eine Rolltreppe, zu den S-Bahnsteigen hinauf allerdings führen nur noch Treppenstufen. Man muss also genau in die Gegenrichtung, ans andere Ende des U-Bahnhofschachts, und dort den Lift "zum Ausgang und zur Oberfläche" nehmen. Keinerlei Hinweise an Rollstuhlfahrer, dass sie so zur S-Bahn kommen, bemängelten unisono Thomas Hofstätter (CSU) und Willy Mundigl (SPD) in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Schwanthalerhöhe. "Ein Ortsfremder findet dieses Mauseloch niemals", schimpfte Hofstätter.

Das mit der fehlenden Beschilderung stimmt nicht ganz. Denn oben an der Ecke Ridler-/Trappentreustraße, direkt vor dem Aufzug, steht ein großes Hinweisschild mit Rollstuhl- und S-Bahn-Symbol. Mehrere solcher Schilder werden folgen, denn der Weg ist weit, um zwischen diesen beinahe übereinander liegenden Bahnhöfen zu wechseln: rechts rum in die Ridlerstraße, wieder rechtsrum in die Garmischer Straße, in der Unterführung dann ein Pfeil nach rechts, dort schwebt der Aufzug hoch zur S 20. Zum Bahnsteig der S 7, verkündet ein zweites Schild, sind es weitere 300 Meter: vor bis zur Hansastraße, am Fraunhofer-Institut wieder rechts in einen Fußweg, den Josef-Rank-Weg. Dort geht es über eine Rampe zur S-Bahn und - ganz kurzer Weg für alle, die zum Treppensteigen imstande sind - hinunter zur U-Bahn. Ein zweiter Aufzug am anderen Ende des U-Bahnhofs wäre enorm hilfreich, er würde diesen gut 400 Meter langen, bei Platzregen oder Schnee und Eis besonders unangenehmen Umweg überflüssig machen.

Genau dafür streiten seit Jahren der benachbarte Bezirksausschuss Sendling-Westpark und eine Bürgerinitiative. Denn Rollstuhlfahrer aus diesem Stadtbezirk mit Ziel U-Bahn oder S 20 müssen denselben Umweg in Kauf nehmen; Mütter oder Väter mit Kinderwagen brauchen eine zupackende Hand an der Treppe. Eine barrierefreie Erschließung des U-Bahnhofs Heimeranplatz, ein Aufzug also, sei vom Josef-Rank-Weg aus nicht möglich, hieß es jedoch in einer 2013 in Auftrag gegebenen und 2017 vorgelegten Machbarkeitsstudie der Stadt.

Der BA Sendling-Westpark forderte daher im vergangenen Jahr, dort wenigstens eine Zwei-Richtungs-Rolltreppe zu bauen. "Diese ist dann zwar nicht hundertprozentig barrierefrei, würde aber eine deutliche Erleichterung für gehbehinderte Menschen und Personen mit Kinderwagen bedeuten", hieß es in einem einstimmig beschlossenen SPD-Antrag. Wie es um die Realisierungschance dieser Rolltreppe steht, war bei der Münchner Verkehrsgesellschaft am Mittwoch auf die Schnelle nicht zu erfahren.

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