Verkehr:Schub für den Nahverkehr

Verkehr: Expressbusse wie die Münchner Linie X30 sollen künftig auch im Landkreis verkehren.

Expressbusse wie die Münchner Linie X30 sollen künftig auch im Landkreis verkehren.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Landkreis München plant Expressbusse, U-Bahn- und Tramverbindungen

Von Martin Mühlfenzl

Von der Machbarkeitsstudie bis zur Umsetzung ist es oft ein weiter Weg. Das gilt vor allem dann, wenn so innovative Projekte wie eine Seilbahn als modernes Transportmittel im Landkreis München diskutiert werden. Fehlt dann noch die sogenannte Manpower in der Verwaltung, drohen zukunftsweisende Vorhaben dauerhaft in der Schreibtischschublade zu verschwinden. Das will der Landkreis bei den so eminent wichtigen Themen öffentlicher Nahverkehr und Mobilität unbedingt verhindern und plant die Einstellung zweier Experten, die sich gerade um diese Bereiche kümmern sollen.

Am kommenden Montag, 23. April, haben die Kreisräte im Ausschuss für Mobilität darüber zu befinden, ob sie dem Antrag der Grünen-Fraktion folgen und zwei Projektleiter für die Bereiche ÖPNV und Mobilitätsplanung genehmigen. "Wir brauchen diese zusätzliche Unterstützung und Expertise, damit wieder etwas vorwärtsgeht", sagt Grünen-Kreisrat Markus Büchler. Auch die Verwaltung im Landratsamt hält die Personalaufstockung für unumgänglich, um die zusätzlichen Arbeitsbelastung bewältigen zu können.

Die Mobilität ist eines der großen Zukunftsthemen im bevölkerungsreichsten Landkreis im Freistaat. Und derzeit werden nicht zuletzt mit der Neugestaltung des Nahverkehrsplans wichtige Weichen gestellt. Dies wird kurzfristig vor allem die Stärkung von Buslinien betreffen sowie den Ausbau der U 6 nach Martinsried. Hinzu kommen Projekte wie Expressbusse, die den Landkreis mit der Landeshauptstadt verbinden sollen, sowie der Aufbau von Busbeschleunigungskonzepten - etwa eigene Spuren für Busse -, die den öffentlichen Nahverkehr zusätzlich stärken sollen. "Das sind alles Baustellen, die den Landkreis direkt betreffen und wo er aktiv handeln kann", sagt Büchler. "Dafür braucht es absolute Experten in der Verwaltung. Wir haben ja schon viele Vorhaben auf den Weg gebracht und untersuchen lassen. Jetzt ist es an der Zeit, diese neu anzuschieben."

Vor etwas mehr als einem Jahr hat der Landkreis mit der Studie "Perspektiven im öffentlichen Personennahverkehr" ein komplett neues Kapitel aufgeschlagen. Die Idee einer Seilbahn, die irgendwann Grünwald und Pullach verbinden oder die Gemeinden im Hachinger Tal besser vernetzen könnte, ist dabei nur ein kleiner Baustein. Vielmehr hat es sich die Kreispolitik zum Ziel gesetzt, das bestehende sternförmige und vollkommen überlastete S-Bahn-Netz in ein engmaschiges, tangential angelegtes Flechtwerk zu verwandeln. Neben einer Straßenbahn im Norden gehören dazu schienengebundene Verbindungen im Osten von Haar über Feldkirchen und Aschheim bis Ismaning. Außerdem eine Trasse im Süden - möglicherweise eine Verlängerung der U-Bahn über Neuperlach hinaus bis Neubiberg und Ottobrunn - und eine Straßenbahn im Würmtal.

Dass dies nur mit neuen Projektleitern zu bewerkstelligen ist, hat nun auch die Verwaltung von Landrat Christoph Göbel (CSU) erkannt und stellt sich damit gegen den Beschluss aus den Haushaltsverhandlungen des Kreistags vom Dezember, als beide Stellen noch mit einem Sperrvermerk versehen worden sind. Wenn die Kreisräte am Montag über die Personalien befinden, werden sie wohl auch eine politische Forderung an den Freistaat und den Bund richten. Dann geht es um eine Petition, die die Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion, Ingrid Lenz-Aktas, im Wirtschafts- und Verkehrsausschusses des Landtags eingebracht hat und die nach erfolgreicher Prüfung nun der Staatsregierung vorgelegt wird. In ihrer Eingabe "Vorfahrt für den ÖPNV" hatte Lenz-Aktas gefordert, der Freistaat müsse mindestens so viel Geld wie die Schweiz (378 Euro je Einwohner pro Jahr) in den Ausbau des Schienennetzes investieren. Über diesen Antrag wird nun auch der Mobilitätsausschuss des Kreistags befinden. "Ich rechne schon mit Zustimmung, dass wir an Bund und Freistaat appellieren, mehr in die Schiene und den Ausbau des ÖPNV zu investieren", sagt Lenz-Aktas. "Es werden immer mehr neue Straßen und Autobahnen gebaut. Jetzt ist es an der Zeit, mehr Geld ins richtige System zu stecken." Zudem müsse das Zulassungsverfahren für neue Züge deutlich beschleunigt werden, fordert sie. Es müsse auf allen Ebenen "Druck" aufgebaut werden - daher sei es richtig, dass der Landkreis einen klaren Appell an "Bund und Land" richtet.

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