Verkehr in München:Ein neuer Tunnel für Giesing

Straßenverkehr im nächtlichen München, 2017

Dauerstau auf dem Mittleren Ring: Die Tegernseer Landstraße in Giesing zählt zu den schwierigsten Stellen.

(Foto: Stefanie Preuin)
  • Der CSU-Landtagsabgeordnete Andreas Lorenz hat ein Konzept vorgelegt, wie die Anwohner des Mittleren Rings von einem Teil des Autoverkehrs entlastet werden könnten.
  • Eine doppelstöckige vierspurige Röhre soll von Untergiesing ab Höhe des ehemaligen Osram-Geländes in den McGraw-Graben führen.
  • Politiker anderer Parteien zweifeln schon jetzt, dass die veranschlageten 230 Millionen Euro dafür ausreichen würden - und ob das Projekt die erhoffte Entlastung brächte.

Von Andreas Schubert

Der Abschnitt des Mittleren Rings, der durch Giesing in Richtung Autobahn 995 führt, ist eine gefürchtete Staufalle. Das geht nicht nur den Autofahrern auf die Nerven, sondern vor allem auch den Anwohnern, die täglich viele Abgase abbekommen. Der CSU-Landtagsabgeordnete Andreas Lorenz hat nun ein Konzept vorgestellt, wie man seiner Meinung nach die Gegend vom Verkehr entlasten könnte: mit einem neuen Tunnel, der parallel zum Ring verlaufen würde.

Freilich sei das Ganze kein Bauplan, sondern eine Studie, wie Lorenz erklärt. Dennoch hält er es für realistisch, dass sich der Tunnel schnell und vergleichsweise kostengünstig realisieren lasse. Die Pläne hat der Verkehrsplaner Martin Vieregg entworfen. Die sehen vor, das nicht die Tegernseer Landstraße aufwendig umgebaut werden soll, um dort einen Tunnel zu errichten. Stattdessen wirbt Lorenz nun für einen "Express-Tunnel Giesing", wie er das Projekt genannt hat. Dieser soll von Untergiesing ab Höhe des ehemaligen Osram-Geländes in den McGraw-Graben führen und so den Durchgangsverkehr von der Oberfläche verschwinden lassen.

Vieregg schwebt eine doppelstöckige vierspurige Röhre vor, die in bergmännischer Bauweise errichtet werden soll. Ob die geschätzten Kosten wirklich bei 230 Millionen Euro bleiben würden, wurde bei der Vorstellung der Pläne indes bezweifelt.

Eine direkte Entlastung der Anwohner des McGraw-Grabens könnte nach Ansicht von Vieregg eine Art Segelkonstruktion mit Glas bringen, die Lärm und Abgase von den Häusern fernhalten soll. Das Konzept sei als "Modulkonzept" angelegt und könne auch erweitert werden. Wünschenswert wäre, so Lorenz, die vollständige Überdeckelung des McGraw-Grabens sowie eine Verlängerung des McGraw-Grabens als Trog bis hin zum Rand des Perlacher Forsts, der laut Vieregg 45 Millionen kosten soll. Ob diese Kosten realistisch sind, müsste eine Prüfung durch die Stadt ergeben. Für die Prüfung will sich der Münchner CSU-Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl einsetzen, wie er am Donnerstag ausrichten ließ. Ob die CSU einen entsprechenden Stadtratsantrag stellen wird, will die Fraktion allerdings erst noch besprechen.

Durch die Anbindung der Stadelheimer Straße an den McGraw-Graben soll ein Teil des Verkehrs, ungefähr 12 000 Fahrzeuge, in die Stadelheimer Straße umgeleitet werden. Das gelte insbesondere für Lkw, die wegen der zu niedrigen S-Bahn-Unterführung am Mittleren Ring in der Chiemgaustraße ohnehin die Stadelheimer Straße und die Ständlerstraße benützen müssen. Die Tegernseer Landstraße solle um gut 60 Prozent des Verkehrs entlastet werden.

Es gibt übrigens schon Kritik an dem Projekt. Die Vorsitzende des Bezirksausschusses Obergiesing-Fasangarten, Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne), hält das Projekt für zu teuer für einen aus ihrer Sicht geringen Nutzen. Michael Piazolo, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, nennt es gar "Schmalspur-Tunnelkonzept". Er hält mit einem alten Tunnelkonzept für die Tegernseer Landstraße dagegen. Auch eine Auftragsarbeit. Entwickelt hat sie Martin Vieregg.

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