Verkehr:"Eine tolle Sache"

Infoveranstaltung Tunnel Englischer Garten am Infopavillon am Seehaus, Kleinhesselohe 3

Im Modell verschwinden die Autos schon heute im künftigen Tunnel unter dem Englischen Garten.

(Foto: Florian Peljak)

Die Pläne für den Tunnel unter dem Englischen Garten gefallen auch den Anwohnern

Von Pia Ratzesberger

Die Dame mustert den Plan, die Bäche und die Straßen. Der Herr neben ihr erklärt, wo der Tunnel verlaufen wird, damit die Autos nicht mehr mitten durch den Englischen Garten fahren, sondern tief unter der Erde. Damit der Garten wieder eins wird. Und die Rentnerin klopft dem Herren vom Baureferat nur auf die Schulter und sagt: "Mensch, hätten Sie das doch gleich so gemacht." Peter Riesinger lacht. Als hätte er damals, in den Sechzigerjahren, schon mitreden können.

Der Englische Garten ist einer der größten Parks der Welt. Er trägt seinen Namen, weil er im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt ist. Zu Beginn sollte sich nur die Armee dort erholen, ein paar Jahre später aber wurde er 1792 für die Stadt geöffnet. Und jetzt steht in seiner Geschichte wieder eine Zäsur an: Der Mittlere Ring soll weg. Die breite Straße trennt den Englischen Garten seit den Sechzigern in einen Nord- und einen Südteil. Deshalb steht Riesinger, Hauptabteilung Ingenieurbau, nun in einem Infopavillon in ebendiesem Garten, neben einer Truhe voller Eis.

Er und seine Kollegen wollen darüber informieren, was auf sie zukommt, aber weil Samstag ist und es noch dazu 23 Grad hat, haben sie vorsichtshalber Lockmittel mitgebracht. Die Rentnerin sagt: "In der Tegernseer Landstraße bräuchte es aber auch einmal einen Tunnel, haben Sie sich da mal die Häuser angesehen?"

Der ein oder andere argumentiert ähnlich an diesem Nachmittag, ob es nicht an anderen Orten dringlicher einen Tunnel bräuchte. Die meisten aber finden das Projekt gut. Selbst die Anwohner - zumindest die, die vorbeigekommen sind. "Ich will halt wissen, wann es mit dem Lärm losgeht, aber sonst ist das eine tolle Sache", sagt eine Frau. Riesinger antwortet: Es werde noch dauern.

Ein Architekten-Paar hatte sich sieben Jahre lang für den Tunnel eingesetzt. Im vergangenen Jahr beschloss der Stadtrat schließlich einstimmig, die sechsspurige Röhre zwischen Dietlinden- und Ifflandstraße zu bauen. Der Garten soll nicht nur wiedervereint werden, durch die neuen Spuren soll es auch weniger Staus geben. Etwa 125 Millionen Euro soll das Ganze kosten. Der Freistaat steuert 35 Millionen Euro bei, der Bund gibt für die Planung 2,67 Millionen Euro dazu.

Sieben Ingenieurbüros haben sich für die Planung beworben, im Juli wird sich entscheiden, welches übernimmt. Dann muss zum Beispiel diskutiert werden, wie die Bäche verlegt werden, die bisher unter dem Mittleren Ring verlaufen, wie die Kanäle verlegt werden, die Stromleitungen, welche Pflanzen zu schützen sind, welche Tiere. Etwa zwei Jahre sind für das Erstellen der Pläne veranschlagt, anschließend werden sie veröffentlicht und die Münchner dürfen Einwände äußern. Gebaut werden soll dann im Jahr 2023.

Vor wenigen Tagen hatte der Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle erneut verlauten lassen, es sei ein "Treppenwitz", dass Geld ausgegeben werde, um den Garten zu vereinen, wenn an anderer Stelle eine Tram-Trasse gebaut werde. Die Garten-Tram beschloss der Stadtrat Ende Januar, allerdings mit der CSU, die diese Pläne zuvor blockiert hatte. Spaenle stand damals als "Umfaller" in der Kritik. Die Bayernpartei hat ein Bürgerbegehren gegen die Trasse gestartet. Fragt man Riesinger dazu, schüttelt er nur den Kopf. Die Tram sei ein komplett anderes Projekt, viel weiter im Süden des Gartens noch dazu. Mehr könne er dazu nicht sagen. Er sei hier, um Fragen zum Tunnel zu beantworten. Ein Mann kommt auf ihn zu: "Wann geht's denn los mit dem Lärm?"

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