Verkehr:Die Hackerbrücke soll zur Fahrradstraße werden

Verkehr: Beliebte Querung: Die Zahl der Radler hat auf der Hackerbrücke augenscheinlich zugenommen.

Beliebte Querung: Die Zahl der Radler hat auf der Hackerbrücke augenscheinlich zugenommen.

(Foto: Robert Haas)
  • Für Fahrradfahrer kann die Passage über die Hackerbrücke gefährlich werden - die Straße ist eng, die Autos überholen oft knapp.
  • Die Lokalpolitiker in den Startbezirken haben bereits wiederholt gefordert, die Hackerbrücke und die Grasserstraße zu einer Fahrradstraße umzuwidmen.
  • Bislang blieben die Bemühungen erfolglos, jetzt gibt es einen neuen Vorstoß.

Von Birgit Lotze

Besonders in im Sommer wird es augenfällig, dass der Fahrradverkehr auf der Hackerbrücke immer mehr zunimmt. Doch die Querung über die Gleise kann mit kritischen Situationen verbunden sein. Werden die Radler auf der 3,50 Meter breiten Fahrbahn von Autos überholt, dann brausen diese oft in geringem Abstand vorbei - vor allem bei Gegenverkehr. Noch ist kein Unfall mit gravierenden Folgen passiert. Doch es gilt als unstrittig: Für Fahrradfahrer kann die Passage über die Hackerbrücke gefährlich werden.

Die Lokalpolitiker in den Startbezirken Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und Schwanthalerhöhe haben bereits wiederholt gefordert, die Hackerbrücke und das Verbindungsstück zur Arnulfstraße, die Grasserstraße, zu einer Fahrradstraße umzuwidmen - bislang erfolglos. Die Stadtverwaltung hat die Beschlüsse abgelehnt. Die Begründung: Die Zahl der Radfahrer auf der Strecke reiche nicht aus, um den gesetzlichen Vorgaben für eine Fahrradstraße gerecht zu werden. Dieser Einschätzung widerspricht nun der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt - das Gremium beharrt erneut auf seiner früher schon erhobenen Forderung.

Es gebe durchaus eine Möglichkeit, die Fahrradstraße einzurichten, sagte Hubert Ströhle (Grüne) in der Sitzung. Die Verwaltung habe nicht berücksichtigt, dass die gesetzlichen Vorgaben auch die Entwicklung des Verkehrs einbezögen. "Fahrradstraßen kommen dann in Betracht, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist", zitierte Ströhle aus einer Behördenvorschrift.

Und die Entwicklung an der Hackerbrücke zeige dies, sagte Ströhle und rechnete vor: Betrachte man die Zählungen des Kreisverwaltungsreferats in den Kernstunden zwischen 6 und 10 Uhr sowie 15 bis 19 Uhr, habe von 2012 bis 2016 der Radverkehr um 90 Prozent zugenommen, der Autoverkehr aber um fünf Prozent nachgelassen. "Bei einer anhaltenden Entwicklung ist die vorherrschende Verkehrsart in Kürze umgekehrt." Rechne man die Werte in die Zukunft hoch, müsse man davon ausgehen, dass im Herbst 2018 Autos und Fahrräder zahlenmäßig gleichzögen.

Die Stadt hat auf die Gefahrenlage auf dem Abschnitt bereits reagiert: Seit 2015 gilt auf der Hackerbrücke Tempo 30. Seit Ende April dieses Jahres dürfen dort keine Lastwagen mehr fahren; zudem wurden die Leitplanken entfernt, damit Radfahrer mehr Platz haben. Nach Ströhles Ansicht reicht das nicht aus, um womöglich gravierende Unfälle zu verhindern.

Befördert eine Fahrradstraße Staus?

Nicht alle im Ausschuss folgten dieser Argumentation. Sowohl Mitglieder der CSU als auch der SPD äußerten Bedenken. Zwar halten auch die CSU-Politiker die Situation für Radler auf der Hackerbrücke für gefährlich. Doch sie befürchten, dass eine Fahrradstraße dort Staus produzieren würde. Vinzenz Zöttl sagte, die CSU habe deshalb eine eigene Vorlage einbringen wollen, dies aber unterlassen. Die Christsozialen favorisieren nach Zöttls Worten folgende Lösung: Die Autos behalten ihre Fahrspuren - und die Fußgänger sollen eine ihrer zwei Spuren entlang der Brückengeländer an die Radler abgeben.

Auch die SPD sieht eine Fahrradstraße als Verkehrshemmnis. "Die Autofahrer stehen dann eher als sie fahren", sagte Fabian Preger. Barbara Turczynkski-Hartje findet die Maßnahme unnötig. Fahrradfahrer, so sagte sie, führen jetzt schon laufend nebeneinander und ließen Autofahrer kaum überholen. Beate Bidjanbeg, eine der wenigen Verfechter der Fahrradstraße in der SPD-Fraktion, berichtete dagegen von "blödsinnigem Hupen" von Autofahrern, die an beladenen Fahrrädern vorbei gelassen werden wollten. Es müsse etwas mit einem "Hoppla-Effekt" eingerichtet werden, etwas, das Autofahrer zurückhalte, sagte sie.

Die Grünen zogen dagegen an einem Strang und setzten ihren Antrag mit zwölf gegen fünf Stimmen durch. Silvia Haas sagte, dass einem auch als Autofahrer auf der Hackerbrücke Angst und Bange werden könne: Zum Beispiel, wenn man Radler mit Fahrradanhänger mit Kindern beobachte, die von Autos sehr knapp überholt würden. Auch wenn Radler sich das Recht auf die Straße nähmen, sie freue sich, wenn sie dort endlich sicher fahren könnten. Gerhard Metzger führte an, dass die Hackerbrücke als bekannte Stelle in der Stadt auch geeignet sei, das Verkehrs-Instrument Fahrradstraße bekannt zu machen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: