Prozess in Landshut:Betrugsvorwürfe gegen Verantwortliche von Müller-Brot

Unternehmenskreise: Müller-Brot insolvent

Die Verantwortlichen der Großbäckerei Müller stehen vom kommenden Monat an vor Gericht.

(Foto: dpa)
  • Im November beginnt der Prozess gegen die Verantwortlichen der insolventen Großbäckerei Müller.
  • Im Prozess geht es um mutmaßliche Verstöße gegen das Lebensmittelrecht, den Verdacht des gemeinschaftlichen Betrugs und der Untreue in Dutzenden Fällen.
  • Die Gläubiger werden von ihrem Geld wohl nicht mehr viel zu sehen bekommen.

Von Katja Riedel

Die Chefs der ehemaligen Großbäckerei Müller-Brot stehen vom 2. November an in Landshut vor Gericht. Verhandelt wird wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Lebensmittelrecht, des Verdachts des gemeinschaftlichen Betrugs und der Untreue in Dutzenden Fällen. Zunächst sind zehn Verhandlungstage bis Jahresende angesetzt, doch dabei dürfte es nicht bleiben.

Auf der Anklagebank werden diejenigen sitzen, die in der Geschäftsführung der damaligen Großbäckerei das Sagen hatten: der Mehrheitseigner Klaus O., der für Personal und Finanzen zuständige Stefan H. sowie der Produktionsleiter Jürgen K. Die Anklage kommt zu dem Schluss, dass dem Unternehmen mindestens von 2010 an das Wasser bis zum Hals stand - und dass die Verantwortlichen dazu beitrugen, dass es Müller-Brot und den damals mehr als 1000 Angestellten am Ende noch schlechter ging, als dies aufgrund der klammen Finanzen hätte sein müssen. Mit 85 Millionen Euro stand Müller-Brot am Ende bei Gläubigern in der Kreide. Viele werden ihr Geld nicht mehr sehen. Denn Müller-Brot schien den Ermittlungen zufolge ein Selbstbedienungsladen zu sein.

Selbstbedienung an den leeren Kassen

Auch der Eigner soll sich selbst aus den eigentlich leeren Kassen bedient haben. Insgesamt etwa 500 000 Euro ließ O. von Müller-Brot laut Anklage an seine Gestüt Famos GmbH überweisen - angeblich zu Werbezwecken. Tatsächlich wurden auf dem vornehmen Gestüt für edle Springpferde bei Oldenburg nie Werbetafeln aufgehängt. Das wäre auch zwecklos gewesen, denn die Kette betrieb ihre Filialen nur in Südbayern.

Gemeinsam sollen die Bäckerei-Chefs, vor allem Stefan H., auch die Commerzbank geprellt haben - um rund 15 Millionen Euro, von denen diese wohl mangels Insolvenzmasse auf 11,5 Millionen Euro sitzenbleiben wird. Hier spiegelten sie den Wirtschaftsprüfern der KPMG mit Luftbuchungen vor, dass sie über mehr Geld verfügten, als sie tatsächlich hatten. Sie verschwiegen zudem, dass die Behörden wegen massiver Hygieneprobleme teure Sanierungen und Reinigungsarbeiten forderten. So sollen sie sich ein Sanierungsgutachten und damit den Kredit der Commerzbank erschlichen haben.

Auch Produktionsleiter K. soll sich mit Wissen von Stefan H. jahrelang insgesamt fast 400 000 Euro aus der Kasse genommen haben. Im Namen einer anderen Bäckerei soll er monatliche Scheinrechnungen in Höhe von je 20 000 Euro gestellt haben - ohne Gegenleistung. Die Anwälte der Angeklagten wollten sich zu den Vorwürfen derzeit nicht äußern.

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