Vereinbarung:Ein Kinder-Herzchirurg für zwei Kliniken

Deutsches Herzzentrum in München, 2015

Die neue Stelle wird nun am Herzzentrum eingerichtet.

(Foto: Catherina Hess)

Auch ohne eine Doppelprofessur an TU und LMU soll er am Herzzentrum und am Neuen Hauner operieren

Von Stephan Handel

Die geplante Professur für Kinder-Herzchirurgie wird doch nicht an den beiden medizinischen Fakultäten von TU und LMU angesiedelt, sondern nur an der TU. Ein Gutachtergremium hatte eine solche Doppelprofessur zunächst empfohlen, jedoch standen dem arbeitsrechtliche Hürden entgegen. Nun hat der Steuerungsausschuss im Wissenschaftsministerium - er kümmert sich um die universitäre Medizin in Bayern - eine Alternativlösung beschlossen.

Dass die Kinder-Herzchirurgie sich derzeit zu einem eigenen Fach entwickelt - darauf wollten gleich zwei Münchner Kliniken gleichzeitig reagieren: Sowohl das Klinikum der LMU plante eine eigene Professur wie auch das Deutsche Herzzentrum (DHM) in der Lazarettstraße, das in seinen klinischen Abteilungen eigenständig ist, in Forschung und Lehre aber mit der TU kooperiert. Die vom Ministerium berufenen Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass für zwei Professuren die Fallzahlen nicht ausreichen würden und empfahlen die Doppelprofessur - weil am Herzzentrum die Expertise für alle Belange der menschlichen Blutpumpe vorhanden sei, das Klinikum der LMU aber ebenfalls mit Recht für sich in Anspruch nehme, am geplanten "Neuen Hauner" in Großhadern alle Aspekte der Kindermedizin versammeln zu wollen.

Nicht gerechnet hatten die Gutachter jedoch mit dem deutschen Beamten- und Arbeitsrecht - das verbietet eine solche Doppelprofessur. Die nun gefundene Lösung versucht, die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen: Die neue Stelle wird am DHM eingerichtet, zunächst unter Rüdiger Lange, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie. Dieser wird in fünf, sechs Jahren in den Ruhestand gehen - dann soll die Kinder-Herzchirurgie zu einer eigenen Klinik aufgewertet werden. Mit der Berufung schon wird der neue Kinderherzchirurg Professor an der Medizinischen Fakultät der TU werden.

Das bedeutet aber nicht, dass kranke Kinderherzen in Großhadern, am Neuen Hauner, unoperiert bleiben würden: Der neue Mann - oder die neue Frau - wird auch dort operieren. Wie das genau gestaltet wird, wer wann das Sagen hat, wie das Verhältnis zu den anderen beteiligten LMU-Chefärzten sein wird - vor allem zu Christian Hagl, dem Herzchirurgen, und zu Hauner-Chef Christoph Klein, darüber wird noch verhandelt.

Das ist, im Vergleich zum ersten Vorschlag, eine Lösung, bei der die Vorteile leicht auf Seiten der TU und des DHM liegen. Kein Wunder also, dass die LMU bei einer weiteren gerade anstehenden Personalie auf einer eigenen Lösung bestanden hat: Zum 30. November geht der renommierte Kinderkardiologe Heinrich Netz in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Nikolaus Haas, bislang Leitender Oberarzt und Chef des Herzkatheter-Labors am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen.

Im Hinblick auf die Konkurrenz der beiden Münchner Uni-Kliniken und des nicht immer spannungsfreien Verhältnisses ist die jetzt vereinbarte Konstruktion durchaus bemerkenswert. Peter Henningsen, Dekan der Mediziner an der TU, zeigt sich deshalb auch zufrieden: "Dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Institutionen ist es gelungen, für die Kinderherzchirurgie in München eine innovative, universitätsübergreifende und vor allem patientenorientierte Lösung zu finden."

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