Verdacht auf Mord:Vater soll seine Tochter zu Tode geschüttelt haben

Die Mutter des Kindes war zu der Zeit im Nebenzimmer der Wohnung in Kleinhadern und bekam offenbar nichts mit

Von Martin Bernstein

Das Baby hatte nur fünf Wochen zu leben: Die Polizei hat einen Mann festgenommen, der am Sonntagnachmittag seine kleine Tochter tödlich verletzt haben soll. Laut Oberstaatsanwältin Anne Leiding hat er den schreienden Säugling geschüttelt, um seine Ruhe zu haben. Dabei erlitt das Baby offenbar tödliche Verletzungen. Die Mutter des Kindes hielt sich nach Angaben der Ermittler zu dem Zeitpunkt in einem Nebenzimmer der gemeinsamen Wohnung in Kleinhadern auf. Der Vater sitzt seit Mittwoch in Untersuchungshaft, unter dem schwersten Vorwurf, den das Strafgesetzbuch kennt, den des Mordes. Die Staatsanwaltschaft München I sieht zwei Mordmerkmale erfüllt: Heimtücke und niedrige Beweggründe.

Der Täter ist 32 Jahre alt. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe, sollte er wegen Mordes verurteilt werden. Der Mann hat keine einschlägigen Vorstrafen, er ist lediglich vor Jahren einmal wegen eines Diebstahlsvorwurfs mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Mit näheren Angaben sind Mordkommission und Staatsanwaltschaft sehr zurückhaltend. Man wolle "das unermessliche Leid nicht noch vergrößern", sagt Josef Wimmer, der Leiter der Mordkommission. Er nennt deshalb auch nur wenige Details zum Tathergang. Demnach war der Vater am Sonntag gegen 15 Uhr alleine mit dem Baby in einem Zimmer der in bürgerlichen Verhältnissen lebenden italienischen Familie. Seine Frau - sie soll Ende Zwanzig sein - bekam offenbar von dem, was im Nebenzimmer passierte, zunächst nichts mit. Als sie dann dazukam, hatte sich der Zustand des Kindes dramatisch verschlechtert - möglicherweise hatte wegen der aufgetretenen Hirnschäden die Atmung ausgesetzt. Die Eltern beschlossen, den Notarzt zu rufen. Das Mädchen wurde unter laufender Reanimation in die Haunersche Kinderklinik gebracht. Doch die Ärzte kämpften vergebens um das Leben des Kindes, das Mädchen starb in der Nacht um 4.

04 Uhr. Weil die Todesursache unklar war, wurde die Leiche am Dienstagnachmittag im Institut für Rechtsmedizin obduziert. Die Mediziner entdeckten Veränderungen im Gehirn, wahrscheinlich verursacht durch ein so genanntes Schütteltrauma. Dadurch schwillt das Gehirn stark an. Wie lange das Baby geschüttelt wurde, muss ein Gutachten klären.

Am Dienstag gegen 19.30 Uhr wurde der Vater des Kindes, der das Baby zuletzt beaufsichtigt hatte, ins Kommissariat 11 in die Hansastraße gebracht. Dort wurde er vorläufig festgenommen und als Beschuldigter vernommen. Schließlich habe der Vater eingeräumt, seine Tochter geschüttelt zu haben, berichtet Wimmer. Am Tag darauf erließ ein Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen Mordes und der Misshandlung eines Schutzbefohlenen.

Leiding und Wimmer sprechen bei einer Pressekonferenz am Mittwoch von einer "Tragödie". Für die Mutter sei es "wahnsinnig schwierig zu begreifen", was geschehen ist. Das Mädchen war das einzige Kind des Ehepaars.

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