Verärgerte Mitglieder:Mieterverein erhöht Beiträge und kaum jemand kriegt's mit

Mieterverein München, e.V., 2013

Im April zieht der Mieterverein in die Geschäftsstelle in der Sonnenstraße zurück. Die Sanierung kostete jedoch mehr als erwartet.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Der Mietverein München hat seine Mitgliedsbeiträge um bis zu 28 Prozent erhöht.
  • Ärger löst das vor allem aus, weil der Verein das zwar mitteilte, aber relativ versteckt in einer Rubrik der Mitgliederzeitschrift.
  • Der Geschäftsführer sagt, es sei zu teuer gewesen, alle 68 000 Mitglieder per Brief zu informieren. Zudem rechne sich die Erhöhung auf Dauer für die Mitglieder.

Von Anna Hoben

Seit sieben Jahren ist Maria S. Mitglied im Mieterverein München, und eigentlich ist sie froh darüber. Dank des Rechtsschutzes, den der Verein bietet, habe sie einmal eine ungerechtfertigte Mieterhöhung abwenden können - nach einem Anwaltsschreiben habe der Vermieter von seinen Forderungen abgelassen.

Doch jetzt ist S. bitter enttäuscht von der Einrichtung, gerade weil sie ihr immer viel Vertrauen entgegengebracht habe, sagt sie. Zum Jahreswechsel hat der Mieterverein nämlich seine Mitgliedsbeiträge erhöht - nicht um ein paar Euro, sondern um bis zu 28 Prozent, und dazu noch ziemlich klammheimlich. Maria S. zum Beispiel zahlt nun 95 Euro pro Jahr statt wie bisher 74. Neumitglieder werden mit 108 Euro zur Kasse gebeten.

Die Erhöhung teilte der Verein in seiner Mitgliederzeitschrift mit - auf der letzten Seite unter dem Titel "Service". Diese Art der Information war es, die Maria S. und andere Mitglieder vergrätzt zurückließ. Zwei Tage vor Weihnachten habe sie das Magazin zugestellt bekommen, über die Feiertage habe sie allerdings anderes zu tun gehabt, als darin zu lesen. Von der Erhöhung habe sie schließlich nur erfahren, weil sie beim Verein angerufen habe, um zu erfragen, wann das Geld abgebucht werde.

Volker Rastätter, Geschäftsführer des Mietervereins, kann den Unmut zum Teil verstehen. Man habe zwar überlegt, die Mitglieder per Brief zu informieren, doch das wäre bei rund 68 000 Adressen teuer geworden. Etwa 200 Beschwerden habe es bisher gegeben; der Vereinschef rechnet damit, dass bei der Mitgliederversammlung im Mai noch einige mehr kommen werden. Hauptsächlich hätten Mitglieder beklagt, dass sie zu spät von der Erhöhung erfahren hätten. Zu spät etwa, um die Mitgliedschaft zu kündigen. Denn Austritte sind nur zum Ende des Jahres möglich; die Erklärung muss bis zum 30. September beim Verein eingehen.

Die meisten Mitglieder hätten letztlich aber Verständnis gezeigt, so Rastätter. Denn die Erhöhung hat einen Grund: Im April zieht der Verein in die Geschäftsstelle in der Sonnenstraße 10 zurück. Das Haus musste kernsaniert werden. "Und das hat mehr gekostet, als wir uns vorgestellt hatten." Um die Beiträge nicht mehr als nötig zu erhöhen, habe der Vorstand abgewartet, bis der Architekt im November die Mehrkosten genau beziffern konnte. "Wir haben keine Luxussanierung gemacht mit Parkettböden und goldenen Wasserhähnen", so Rastätter.

Dafür habe das Haus künftig einen barrierefreien Zugang und schallisolierte Fenster. Auch die neue Computertechnik bringe hohe Kosten mit sich. Rastätter rechnet durch die höheren Beiträge mit Mehreinnahmen von 750 000 bis 800 000 Euro pro Jahr. "So können wir die Schulden in den nächsten Jahren gut abbezahlen."

Weitere Erhöhungen schließt der Vereinschef bis zum Jahr 2023 aus. Das Haus in der Sonnenstraße hat der Verein im Erbbaurecht von der Stadt für 66 Jahre erworben. "Wir schaffen dort für nächsten zwei Generationen eine Bleibe, das rechnet sich auf Dauer für die Mitglieder."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: