Vater tötet seinen Sohn und sich selbst:Blutbad nach der Bescherung

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Am ersten Weihnachtsfeiertag hat ein 43-jähriger Mann aus München-Feldmoching seinen achtjährigen Sohn und dann sich selbst getötet - nachdem er einen Tag zuvor noch mit ihm den Heiligen Abend gefeiert hatte.

Monika Maier-Albang

Er hat mit seinem Sohn noch Weihnachten gefeiert - und muss da schon gewusst haben, dass es für den Achtjährigen kein nächstes Weihnachten mehr geben wird. Sein eigener Vater hat dem achtjährigen Michael am ersten Weihnachtsfeiertag das Leben genommen. Anschließend brachte sich der 43-jährige Münchner Roman S. in seinem Haus in Feldmoching selbst um.

Tatort Feldmoching: In diesem Haus tötete der Vater sein Kind. (Foto: Foto: Heddergott)

Seit einiger Zeit lebten der 43-jährige Mann und seine 41 Jahre alte Frau getrennt und stritten um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn. Weihnachten sollte Michael diesmal beim Vater verbringen dürfen - so hatten es die Eltern verabredet. Nach SZ-Informationen hatte der Vater nur ein Besuchs-, kein Sorgerecht. Am 21. Dezember holte Roman S. seinen Sohn mit dem Zug in der Nähe von Rosenheim ab; dorthin war die Mutter nach der Trennung gezogen. Der Vater bewohnte das Einfamilienhaus seiner Eltern an der Feldmochinger Lerchenstraße. Am 25. Dezember würde er Michael zurückbringen, versprach er, als seine Ex-Frau ihm den Jungen übergab. Vermutlich hatte der Systemtechniker die Tötung seines Sohnes da schon geplant.

Gegen 14 Uhr am ersten Weihnachtsfeiertag sollte Roman S. seinen Sohn wieder zur Mutter zurückbringen. Als ihr Ex-Mann nicht kam, versuchte die Frau ihn telefonisch zu erreichen - vergeblich. Zwei Stunden wartete die Mutter, zunehmend besorgt. Gegen 16 Uhr benachrichtigte sie schließlich in Rosenheim die Polizei. Dort verständigte man die Münchner Kollegen. Zwar galt Roman S. eigentlich als zuverlässig. In letzter Zeit aber habe seine Ex-Frau bei ihm eine Wesensveränderung bemerkt, sagt Polizeisprecher Markus Dengler. Er sei immer unzugänglicher geworden und habe sich im Internet über Waffen informiert.

Die Beamten fahren in der Dämmerung zu dem Haus in der Lerchenstraße 63, das neben einer alten Fabrikhalle kurz hinter dem Bahnübergang liegt. Roman S. hat das Haus von seinen Eltern übernommen und wenig daran verändert: Am Fenster im ersten Stock steht ein Gummibaum, die Lampe dahinter hat Siebziger-Jahre-Dekor. Die Thujenhecke ist übermannshoch. Nur das Wohnzimmer im Erdgeschoss hat Roman S. für sich hergerichtet: Die Wände sind apricotfarben gestrichen und eine moderne Lampe ist aufgehängt. In diesem Zimmer werden die Beamten wenig später das tote Kind finden. In Raum nebenan stehen sie vor einem mit Lametta geschmückten Christbaum. Darunter liegt eine Modelleisenbahn, mit der Michael am Abend zuvor noch gespielt haben dürfte.

Die Polizisten versuchen zunächst, mit Klopfen und Klingeln Roman S. zu erreichen. Als niemand öffnet, blicken sie durch ein Fenster im Erdgeschoss und sehen das leblose Kind im Schlafanzug auf der Wohnzimmercouch liegen. Mit Hilfe der Feuerwehr brechen sie die von einem Windschutz umgebene Eingangstür auf. Doch für den Jungen gibt es keine Rettung mehr. Sein Vater hat ihn vermutlich schon am Vormittag umgebracht.Im Erdgeschoss liegt die Kinderleiche, im ersten Stock die des Vaters. Was die Beamten dort vorfinden, gleicht einer Inszenierung: Der Systemtechniker Roman S. hat sich im Kinderzimmer auf das Bett seines Sohnes gelegt, um zu sterben. Auf eine Kommode im Gang hat er zuvor feinsäuberlich Dokumente drapiert, die die Scheidung und den Sorgerechtsstreit betreffen. Daneben hat er seine Brieftasche hingelegt und ein Bild von seinem Sohn. Im Internet hinterlässt Roman S. zudem einen Abschiedsbrief mit Angriffen auf seine Frau, deren Anwalt und das Familiengericht.

Wie der 43-jährige Mann seinen Sohn umgebracht hat, war am Mittwoch noch nicht eindeutig geklärt. Der Junge hatte keine äußeren Verletzungen. Allerdings wurden im Haus Medikamentenschachteln gefunden; möglich ist daher, dass der Vater seinen Sohn vergiftet hat. Er selbst hatte offenbar geplant, sich mit Gas umzubringen. Die Polizisten fanden Roman S. mit einer Plastiktüte über dem Kopf; neben dem Bett stand eine hüfthohe Gasflasche mit einem Verbindungsschlauch, der zu der Tüte führte. Die Flasche war allerdings nicht aufgedreht. Eine Obduktion soll am heutigen Donnerstag klären, auf welche Weise der Vater seinen Sohn getötet hat und wie er sich selbst dann das Leben nahm. Um die Mutter des Jungen kümmern sich momentan Freunde.

© SZ vom 27.12.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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