"Usner Bester" Wolfgang Nöth:Doch nicht Graf Lustig

Mit weitem Abstand ist Wolfgang Nöth von den Lesern zu "Unserem Besten" gewählt worden. Wir gratulieren herzlich. Er aber hat keine Zeit sich zu freuen - er ärgert sich schon wieder über die Stadt.

Interview: Jochen Temsch

Wolfgang Nöth ist "Unser Bester". Mit 31 Prozent der abgegebenen Stimmen ist der 60-jährige Kunstpark-Ost-Erfinder und Freund deutlicher Worte bei unserer - nicht repräsentativen - Wahl im Internet zu Münchens bestem Kulturschaffenden gekürt worden.

Vor zwei Wochen hatten wir zehn Kandidaten vorausgewählt und zur Abstimmung aufgerufen. In der Gunst der SZ-Leser weit hinter sich gelassen hat Nöth unter anderem Tanja Kinkel (14 Prozent), König Ludwig I. (12 Prozent) und Sir Peter Jonas (11 Prozent).

Nöth: Wie viele Stimmen hat denn der Ude bekommen? SZ: Elf Prozent. Also erst einmal herzlichen Glückwunsch. Nöth: Ich mache das wie bei einer richtigen Wahl und bedanke mich bei meinen Wählern für ihr Vertrauen. Ganz toll. Vielleicht beflügelt das auch mal den Stadtrat, das zu würdigen, was man über Jahrzehnte geleistet hat. Aber: Als Kulturschaffender ohne Land ist es halt schwierig. Deshalb wird dieses Interview jetzt nicht so schön.

SZ: Wieso? Nöth: Ich möchte meinem unterlegenen Konkurrenten Ude mal erklären, dass wir nicht auf einer Insel der Seligen leben, auf der alles von alleine geht. Der Oberbürgermeister, der den geplanten Kunstpark Nord in Fröttmaning zur Chefsache erklärt hat, muss jetzt mal was machen.

SZ: Und zwar? Nöth: Ein Machtwort sprechen. Seit drei Jahren geht es hin und her mit Ansagen aus dem Kommunalreferat über den Pachtzins des Grundstücks und über Belegungsrechte beim Kulturreferat - Ateliers, Hallenflächen, ein Bürgerhaus, die ich der Stadt ursprünglich hätte zur Verfügung stellen sollen. Aber jetzt zieht sich das Kulturreferat total zurück, wegen plötzlicher Vorgaben der Europäischen Union und weil das Geld fehlt. Ich muss mich schon fragen, was das für eine Kulturreferentin ist, die heute nicht weiß, was sie morgen will.

SZ: Es gäbe die Möglichkeit, das Grundstück zu kaufen. Nöth: Das Bewertungsamt hat 9 Millionen Euro als Preis veranschlagt. Aber schon wieder gibt es zig Hürden. Es ist, als wolle die Verwaltung die Entschlüsse von Oberbürgermeister und Stadtrat aushebeln. Ich möchte auf alle Fälle ein schriftliches Verkaufsangebot. Mittlerweile komme ich mir ja schon vor wie der Graf Lustig, der immer den Eiffelturm verkauft, der ihm nicht gehört. SZ: Sie würden also kaufen? Nöth: Ja. Die Stadt soll die neun Millionen bekommen, aber abzüglich der Kosten für Umplanung und Zeitverzögerung, die wir schon gehabt haben. Mein Angebot sind acht Millionen Euro. Kaufen heißt selber entscheiden. Die Mitsprecherei bringt gar nichts. Die ist so ein sozialdemokratisches Modell. Ich bin zwar auch ein Sozi, aber einer muss mal handeln, nur dann funktioniert es. Entschließen und dann zerreden, reden, reden ist ein Schmarrn.

SZ: Die SPD-Fraktion fragt sich zur Zeit, ob es den Kunstpark Nord überhaupt braucht. Nöth: Ja, du lieber Himmel! Der Bürger, der Verbraucher bestimmt schon noch selbst, was er braucht.

SZ: Ist der geplante Eröffnungs-Termin für den Kunstpark Nord, Silvester 2005, überhaupt noch zu halten? Nöth: Das Planungsreferat hat seine Arbeit hervorragend gemacht. Theoretisch könnten wir morgen anfangen zu bauen. Bis zur Fußball-WM lässt sich viel hinzaubern. Nach einem guten Jahr stehen wir da. Bis Ende 2005 mache ich übrigens auch das Zenith weiter. Die Konzertveranstalter haben mich überredet, die Halle doch nicht herzugeben. Es gibt sonst keinen Ort für Konzerte mit dieser Zuschauergröße.

SZ: Und wenn doch nichts weitergeht beim Kunstpark Nord? Nöth: Ich habe da noch eine Option in meiner Heimatgemeinde Unterföhring. Dort führe ich bereits ernsthafte Gespräche mit Grundbesitzern. Wenn die Stadt keine Lust hat auf den Kunstpark Nord und die Arbeitsplätze, die ich schaffen kann, dann ziehe ich eben woanders hin.

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