Sie wollen an das Geld alter Menschen. Doch jetzt wird den Enkeltrickbetrügern der Münchner Boden zu heiß. In der gut vernetzten Szene hat sich herumgesprochen, dass die Münchner Polizei in enger Zusammenarbeit mit ihren polnischen Kollegen einen Trickbetrügerring zerschlagen hat. Und dass den dabei Ertappten wuchtige Strafen drohen. Der Boss der vor einem Jahr aufgeflogenen Bande muss jetzt für sechs Jahre ins Gefängnis. Das Münchner Amtsgericht betonte in seiner Urteilsbegründung ausdrücklich das perfide Vorgehen der zehnköpfigen Bande. Der 29 Jahre alte Haupttäter aus dem Rhein-Main-Gebiet hatte in den sozialen Netzwerken mit dem Luxus geprahlt, den er sich mit dem Geld alter Menschen geleistet hatte. Legal gearbeitet hat er in seinem Leben aber noch nie. Seinen Opfern muss der Mann nun 18 000 Euro Entschädigung zahlen.
Gegen weitere Bandenmitglieder aus dem deutsch-polnischen Clan wird derzeit noch ermittelt. Ein 22-Jähriger muss sich im Februar in München vor einer Jugendkammer verantworten. Er hatte sich als Geldabholer betätigt und war vor einem Jahr in München geschnappt worden. Der Bande konnten zwei Taten im Großraum München nachgewiesen werden - und hundert Versuche. In Breslau hob die polnische Kriminalpolizei im Rahmen eines "Joint Investigation Teams" (JIT) ein Call-Center im 212 Meter hohen Sky Tower aus. Allein von dort waren mindestens 700 Lockanrufe nach Deutschland erfolgt, zehn Mal hatte die Bande Erfolg.
Seit dem spektakulären Fahndungserfolg ist mit dieser Betrugsmasche in München kaum noch Schaden angerichtet worden. Nur eine "Volltat" mit einer relativ niedrigen Schadensumme ist der Ermittlungsgruppe um Ersten Kriminalhauptkommissar Uwe Dörnhöfer in diesem Jahr gemeldet worden, dazu 90 Versuche. Im Jahr zuvor hatten Enkeltrickbetrüger in 20 Fällen alten Menschen noch 620 000 Euro abgenommen und mehr als 800 derartige Taten versucht.