Untergiesing:Stürmischer Auftakt

Untergiesing: Foto: Robert Haas

Foto: Robert Haas

Nur der Start war verhagelt bei den Untergiesinger Kulturtagen

Von Julian Raff, Untergiesing

Ein verhagelter Start muss kein schlechtes Omen sein: Die "Isarschiffer" konnten gerade noch ihre Instrumente und die Besucher sich selbst in Sicherheit bringen, als am Freitagnachmittag ein heftiger Hagelsturm über den Hans-Mielich-Platz fegte, wo sich die Kunst- und Musikfreunde gerade zum Auftakt der Untergiesinger und Harlachinger Kulturtage versammelt hatten. Nach dem eisigen Spektakel waren, Kontrabass und Gitarre schnell wieder ausgepackt und die "Nägel-mit-Köpfen" Skulptur der Schweizer Künstlerin Christa Giger quasi zum zweiten Mal enthüllt. Bange Blicke zum dramatisch verhangenen Himmel lenkten zwar auch noch am Samstag ein wenig vom Bühnengeschehen ab, brachten aber stets ein "hoit scho!".

Schlechtwetterpausen hätte das stramme Programm auch kaum vertragen. Sylvia Ottes, die fürs Kulturreferat ein halbes hundert Stadtteil-Kulturtage organisiert hat, kann sich kaum an ähnliche Resonanz auf ihren Mitmach-Aufruf erinnern. Insgesamt 128 Künstler, Gruppen und Vereine an 24 Spielorten sind ebenso rekordverdächtig, wie durchgehendes Live-Geschehen von 11 bis 22 Uhr am Samstag. In anderen Stadtteilen, so Ottes, ging es auf der Hauptbühne selten vor 14 Uhr los.

Als gut bespielt und besucht erwies sich letztlich aber der gesamte 18. Stadtbezirk. Jeweils mehr als hundert Menschen genossen am Freitagabend "Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)" im Münchenstift an der Tauernstraße und das klassische Gitarrenkonzert mit "Corylus Avellana" im Harlachinger Pfarrsaal Maria Immaculata. Deutlich derber und in gemeinster Biermösl-Tradition musizierten am Samstagmittag "Die drei Haxn" auf dem Mielichplatz. Mancher Neu-Untergiesinger brauchte da einen Simultandolmetscher und kam so gleich mit den Nachbarn ins Gespräch. Mit minimalistischen, lautmalerisch verspielten- bis brutal ernsten Mundart-Texten zu verzwickten Rhythmen und exotischen Harmonien forderte und beglückte dann Andrea Pancur am Abend ihr Publikum. Ein Höhe-, wenn auch noch lange nicht der Schlusspunkt eines langen, vom Wetterpech entgegen übler Prognosen fast verschonten Kulturwochenendes.

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