Untergiesing:Es kann noch leiser werden

München, Giesing, Tag gegen den Lärm, Lärmsanierung, Lärmschutzwand an der Eisenbahnstrecke Teutoburgerstraße,

2013 begann die Deutsche Bahn damit, entlang der Gleise in Untergiesing eine drei Meter hohe Lärmschutzwand zu errichten.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Bahn hat bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Bürger in Untergiesing vor dem Lärm der Züge zu schützen. Dabei soll es nicht bleiben, der Bund fördert den Einbau von Schallschutzfenstern

Von Hubert Grundner, Untergiesing

Jahrzehntelang haben die Kaffeetassen in so mancher Wohnung an der Pilgersheimer Straße gewackelt, wenn wieder einmal ein Zug durchs Viertel gerattert ist. Das hat sich inzwischen zum Glück gebessert: Erst begann die Deutsche Bahn AG im Februar 2013 damit, entlang der Gleise in Untergiesing eine drei Meter hohe Lärmschutzwand zu errichten. Auf einer Gesamtlänge von 1,7 Kilometern sollten nach damaligen Angaben exakt 1051 Wohnungen von den Fahrgeräuschen abgeschirmt werden. Ziel war es, auf diese Weise den Lärmpegel um durchschnittlich zwölf Dezibel abzusenken.

Zusätzlich wurden die Brücken seitlich mit Aluminium-Paneelen eingekleidet. Auch das linderte den Lärm noch einmal. Und zuletzt wurden im April und Mai die vier Stahlbrücken auf dem Südring "entdröhnt". Es handelt sich dabei um die Eisenbahnüberführungen Stadtbach/Isartalstraße, Braunauer Isarbrücke, Pilgersheimer Straße und Giesinger Bergstraße. Die Bahn machte diese Bauwerke leiser, indem sie die Schallübertragung zwischen Schienen und Brücke durch elastische Gleisbefestigungen oder Unterschottermatten dämmte.

Dabei will es die Deutsche Bahn nicht bewenden lassen. Wie sie mitteilte, wurden im Rahmen des Programms "Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen des Bundes" und in Abstimmung mit der Stadtverwaltung in Untergiesing nahezu 300 Gebäude und Wohnungen ermittelt, die den zulässigen Lärmgrenzwert überschreiten und vor 1974 erbaut wurden. Somit seien diese Häuser nach den gültigen Richtlinien zur Lärmsanierung förderfähig für passiven Schallschutz, zum Beispiel den Einbau von Schallschutzfenstern. Bis 2017 sollen nach aktuellen Angaben der Bahn die Arbeiten zum passiven Schallschutz in Untergiesing vorgenommen werden.

In den nächsten Wochen sollen zunächst die betroffenen Eigentümer durch ein beauftragtes Ingenieurbüro die erforderlichen Unterlagen bekommen, um ihre Teilnahme am Programm anzumelden. Nach entsprechender Antwort wird zur Beurteilung der Lärmsituation in den Wohnräumen ein Lokaltermin vereinbart. Als Resultat erhalten die Eigentümer anschließend eine schalltechnische Objektbeurteilung kostenlos zugeschickt. Auf dieser Basis entscheide der Eigentümer über eine mögliche Realisierung. Weiter heißt es in der Mittelung: "Der Bund übernimmt 75 Prozent der förderfähigen Kosten."

Auf dem 33 500 Kilometer langen Streckennetz der Bahn seien 3700 Kilometer besonders durch Schienenlärm belastet. Bundesweit sind dem Logistikkonzern zufolge aktuell in 1485 Ortslagen Lärmsanierungsvorhaben in Planung, im Bau oder bereits abgeschlossen.

Bei der Lärmsanierung handele es sich, wie ein Pressesprecher der Deutschen Bahn betont, um eine freiwillige Leistung des Bundes: "Es besteht kein Rechtsanspruch auf die Durchführung." Gefördert würden neben Lärmschutzwänden auch schalldichte Fenster und Lüfter an Gebäuden entlang von Bahnstrecken. In Einzelfällen würden auch Dämmungen der Außenfassaden und Dächer teilfinanziert. "Der Eigenanteil von einem Viertel der Kosten ist vom Eigentümer zu tragen, da die Maßnahmen immer mit einer Wertsteigerung des Objekts verbunden sind", heißt es abschließend in der Mitteilung des einst staatlichen Unternehmens.

Während sich also in mehreren Untergiesinger Haushalten die Bewohner über eine zusätzliche Entlastung durch passiven Lärmschutz freuen dürfen, sieht es nur einen Katzensprung entfernt ganz anders aus: Entlang des Giesinger Bergsteigs hat die Installation von Lärmschutzwänden offenbar sogar den gegenteiligen Effekt bewirkt. Im Abschnitt zwischen Gietlstraße und Nockherberg klagen jedenfalls viele Anwohner, dass sie seitdem noch höher durch den Zuglärm belastet sind. Zum Teil haben Wohnungseigentümer-Gemeinschaften deshalb bereits auf eigene Kosten Schallschutzfenster einbauen lassen. Ob sie ebenfalls nachträglich in den Genuss staatlicher Zuschüsse kommen, wollte eine Hausverwaltung zuletzt in Gesprächen mit der Deutschen Bahn klären lassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: