Stadt am Rand:Die Kehrseite der Medaille

Stau am Föhringer Ring in München, 2013

Blechlawine: Laut Prognosen nimmt der Verkehr im Großraum München bis 2030 um zwölf Prozent zu, im Bild der Föhringer Ring.

(Foto: Florian Peljak)

Planungsverbands-Geschäftsführer Breu erwartet in der Boomregion München Verkehrsprobleme und Wohnungsmangel

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Eine steigende Verkehrsbelastung in der Region München erwartet Christian Breu, der Chef des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum: Prognostiziert werde eine Zunahme von mindestens zwölf Prozent für München und die acht umliegenden Landkreise bis zum Jahr 203o, sagte Breu beim Wirtschaftsempfang in Unterföhring. Das sei "wohl eher die Untergrenze". Der Geschäftsführer des Regionalen Planungsverbandes (RPV) sieht darin eine der Herausforderungen für die Zukunft. Die allergrößte Aufgabe, die sich den Städten und Gemeinden stelle, sei es jedoch, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Raum dafür sei vorhanden, die Politik müsse sich nur trauen: "In den Flächennutzungsplänen der Kommunen schlummert Platz für bis zu 200 000 Wohneinheiten", zitierte Breu aus Gutachten seines Verbandes.

Ein "Weiter so" werde nicht funktionieren. "Wir haben uns in der Region in den vergangenen 20 Jahren etwas eingeigelt, räumte Breu ein. Nun sei es an der Zeit, das vorausgesagte Wachstum "positiver zu sehen, anzunehmen und es zu gestalten", forderte er. Kommunen und Unternehmen seien aufgerufen, in den Wohnungsbau zu investieren. Nur so seien die hervorragenden Wirtschaftszahlen zu halten. "Die Planungsregion 14 mit München und den umliegenden Gemeinden ist das für Deutschland, was Unterföhring für den Landkreis München ist."

Und in Unterföhring sprechen die Zahlen für sich: In der Gemeinde gibt es mehr als 2200 Gewerbebetriebe - "vom Einzelkämpfer bis zum Weltkonzern" ist alles dabei, wie Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) beim Wirtschaftsempfang sagte. Das Treffen, zu dem an die 300 Gäste kamen, war das zweite seiner Art. Kemmelmeyer hatte nach seinem Amtsantritt im Mai 2014 diese Form der Zusammenkunft von Geschäftsleuten und Vertretern großer Unternehmen am Ort wiederbelebt. Einerseits, um die Menschen, die den Wohlstand der Kommune am Münchner Stadtrand ermöglichen, zusammenzubringen, und auf der anderen Seite, um sich bei den Betrieben und Firmen für diesen Wohlstand zu bedanken. Allein bis Ende September hat Unterföhring dieses Jahr mehr als 150 Millionen Euro an Gewerbersteuern überwiesen bekommen. Ein absoluter Rekordwert im gesamten Landkreis München.

Freilich habe die mit 13 Quadratkilometern kleinste Kommune im nördlichen Landkreis München ihre finanzielle Sonderstellung auch ihrer "vorteilhafte Lage zwischen Flughafen, dem Messegelände und der Landeshauptstadt München" zu verdanken, sagte Kemmelmeyer. 11 000 Einwohnern stehen nach Kemmelmeyers Worten mehr als 18 000 Arbeitsplätze gegenüber. Für fast 20 000 Menschen sei die Gemeinde also "tagsüber der Lebensmittelpunkt".

Ein großes Thema für Gemeinde und Gewerbebetriebe ist daher naturgemäß der Verkehr: Auf der Basis eines umfangreichen Gutachtens haben die Lokalpolitiker einstimmig ein neues Verkehrskonzept für das Gewerbegebiet beschlossen. Jeden Vormittag während der Woche fahren durchschnittlich 3850 Autos von der Kreisstraße M 3 kommend in die Dieselstraße ein. 91 Prozent sind nach Angaben der Gemeinde Fahrzeuge, die Ziele im Gewerbegebiet ansteuern. Deshalb soll nun der Verkehr auf der Dieselstraße entflochten werden: Die Straße zwischen den beiden Kreiseln bleibt vor der Tankstelle zweispurig. Die rechte Spur wird als "Bypass" direkt von der Dieselstraße aus in die Beta-Straße geführt, ohne dass die Autofahrer den dortigen Kreisel nehmen müssen.

Besser gesteuert werden soll auch der Verkehr, der von München aus Richtung Aschheim unterwegs ist oder den Weg ins Gewerbegebiet nimmt. Wer geradeaus nach Osten weiterfahren möchte, soll das künftig von München aus auf einer eigenen Spur tun können. Um den Verkehr aus dem Inneren des Gewerbegebiets herauszuholen, baut die Kommune zwei Parkhäuser.

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