Unikliniken in München:Ärzte erwägen Streik

Gibt es nicht in letzter Minute eine Einigung, werden ab Montag die Ärzte der Unikliniken streiken. Sollte es dazu kommen, wären die Münchner Patienten besonders hart getroffen.

Katja Riedel

Es gibt noch einen kleinen Hoffnungschimmer, dass der große Ärztestreik an den Münchner Universitätskliniken doch noch abgewendet werden kann. Am Freitag trafen sich die Verhandlungspartner Marburger Bund und Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) in Berlin zu Gesprächen.

Doch falls der Durchbruch in letzter Minute nicht gelingt, haben sich die Unikliniken von TU und LMU bereits auf den Ausstand ihrer Ärzteschaft vorbereitet. Von Montag an wollen die angestellten Universitätsärzte unbefristet streiken. Der Marburger Bund (MB) will damit unter anderem fünf Prozent mehr Gehalt und einen Nachtschichtzuschlag erkämpfen. Die Urabstimmung der Ärzte an den 23 deutschen Unikliniken der Länder hatte ein deutliches Votum für den Streik ergeben.

Falls es wirklich dazu kommt, würden die Münchner Patienten hart getroffen, denn in München übernehmen die Unikliniken einen höheren Anteil der medizinischen Versorgung als in anderen Städten. Betroffen wären das Klinikum Innenstadt, das Dr. von Haunersche Kinderspital, das Klinikum Großhadern, das Klinkum rechts der Isar sowie das Deutsche Herzzentrum. Für die LMU-Kliniken arbeiten etwa 1800, für die TU 900 Ärzte.

Mit dem Marburger Bund haben die Kliniken vereinbart, dass die Ärzte eine Notfallversorgung sicherstellen müssen. Das heißt, die Patienten können zumindest mit einer Besetzung wie an Wochenenden oder Feiertagen rechnen. In Großhadern und im Klinikum Innenstadt könnten nur Patienten stationär aufgenommen werden, die akut behandlungsbedürftig seien, sagte am Freitag ein Sprecher des Klinikums der LMU.

Patienten müssten im Falle eines Streiks mit erheblich längeren Wartezeiten und Terminverschiebungen rechnen. Möglicherweise müssten auch bereits geplante Eingriffe verlegt werden. Auch die TU bittet deshalb Patienten, sich mit den jeweiligen Kliniken in Verbindung zu setzen, um über den Zeitpunkt und die Dringlichkeit des Eingriffs zu sprechen.

Wie hoch die Streikbeteiligung der Ärzte tatsächlich sein würde, war am Freitag noch unklar. Aus Kreisen der LMU-Streikleitung hieß es, dass sich offenbar vier Fünftel der Streikberechtigten an dem Ausstand beteiligten wollten. Eine Einigung zwischen TdL und MB noch am Wochenende werteten die dortigen Ärzte als Versuch des Arbeitgebers, die Kollegen zu demotivieren.

Bei der Urabstimmung am 7. Oktober hatten sich 97,4 Prozent für den unbefristeten Arbeitskampf ausgesprochen. Der MB beklagt, dass die Ärzte an den Unikliniken derzeit die am schlechtesten bezahlten Klinikärzte seien. So lägen beispielsweise die Einstiegsgehälter bis zu vier Prozent unter dem Tarifniveau anderer Krankenhäuser. Bei den Fachärzten seien die Unterschiede noch größer: Fachärzte an Unikliniken verdienten im Schnitt fünf Prozent weniger als ihre Kollegen an privaten Häusern.

Auch die Bayerische Landesärztekammer unterstützte den wahrscheinlichen Streik. Es dürfe nicht sein, dass Ärzte an Universitätskliniken im Vergleich zu anderen Klinikärzten an privaten und kommunalen Häusern am schlechtesten bezahlt seien, sagte deren Präsident Max Kaplan.

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