Ungewöhnliche Silvesterfeier:Superfunky unterm Lüster

Die Staatsoper startet mit einer Party in ihr Jubiläumsjahr

Von Martin Langeder

Eigentlich ist die Bayerische Staatsoper an Silvester fest in der Hand der "Fledermaus", der champagnerseligen Operette von Johann Strauß. 2018 wird das Nationaltheater aber 200 Jahre alt. Und die Staatsoper feiert ihren 100. Jahrestag. Besondere Jubiläen erfordern besondere Einfälle. Und besondere Gäste. Das Spiel um die Rache der Fledermaus diente daher dieses Mal nur als Aufwärmprogramm für eine Nacht, die eine sechsstündige "Geliebt, Gehasst & Superfunkypartytime"-Sause versprach. Kurz nach dem Schlussapplaus der "Fledermaus" (heuer mit Hausdebütant Gerhard Polt als Gefängniswärter Frosch), öffnen sich die Tore um 22 Uhr daher ein zweites Mal an diesem Abend.

An die 1000 Besucher erobern das Haus, schick gemacht wie zu einem Abiball die Jüngeren, mit großen Augen ob der ungewohnten Klänge die älteren Herrschaften in eleganten Kleidern und Smoking. Im Königssaal im ersten Rang zeigen Percussion-Musiker des Bayerischen Staatsorchesters lautstark, dass sie nicht nur Oper, sondern auch Salsa mögen. Im Hausgöttersaal im Foyer zelebrieren DJ Mathias Munk Modica und die Opernsänger Niamh O'Sullivan, Paula Iancic und Galeano Salas am Mikrofon elektronische Interpretationen von Opernarien. So haben die Carmen, die Rachearie der Königin der Nacht und das "Nessun dorma" in der Staatsoper noch nie geklungen. Mitternacht. Konfettiregen. Sekt. Feuerwerk. Aus Lautsprechern schallt Wiener Walzer für alle quer über den Max-Joseph-Platz.

Das neue Jahr ist eine gute halbe Stunde alt, da wird der Orchestergraben und der Platz zwischen den Sitzreihen im Parkett zu einer Konzerthalle de luxe. Auf der Bühne: die österreichische Indie-Pop-Band "Bilderbuch", die ein Best-of in das frische 2018 knallt. "Bungalow", "Sneakers4free", und, natürlich, "Maschin", eine Dreiviertelstunde lang. Während die einen die Texte auswendig können, schauen die anderen beim Konzertmachen zu. Den euphorischen Applaus, die begeisterten Pfiffe, die Zugabe-Schreie, hat der sanft illuminierte riesige Lüster an der Decke wohl in dieser Form auch noch nicht erlebt. Eine Abonnentin der Oper resümiert hinterher: "Progressiv - aber das Haus hält das aus." Das Haus hielt es nicht nur aus. Diese Nacht tat ihm richtig gut.

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