Ungelöste Mordfälle in München:Missbraucht und erdrosselt

Gedenktafel für ermordetes Mädchen in München, 2011

Eine Gedenktafel erinnert an der Braunauer Eisenbahnbrücke an der Isar an den Mord an der acht Jahre alten Michaela Eisch vor 26 Jahren.

(Foto: Stephan Rumpf)

An der Isar wurde die kleine Michaela 1985 missbraucht und erdrosselt. Mehr als 20 Jahre später forderte die Polizei 1750 Männer zu einem Speicheltest auf - ohne Erfolg. Doch der Fall der Achtjährigen ist nicht der einzig ungelöste Mord in München.

Von Susi Wimmer

Dem Mörder die Tür geöffnet

Es ist der jüngste, noch offene Fall, den die Mordkommission derzeit bearbeitet: Der Tod der 69-jährigen Witwe Inge Wittersheim. Weil ein Bekannter sich Sorgen um die Frau machte, öffnete die Polizei am 10. Oktober ihre Wohnung an der Cornelius-/Ecke Müllerstraße und entdeckte die Leiche der Frau. Inge Wittersheim war etwa zwei Tage zuvor durch "Gewalteinwirkungen gegen Hals und Oberkörper" zu Tode gekommen. Die Kripo konnte keine Einbruchsspuren entdecken - Inge Wittersheim muss ihrem Mörder selbst die Türe geöffnet haben. Obwohl die Frau mit den auffällig roten Haaren fast täglich über den Viktualienmarkt bummelte, gingen bei der Polizei kaum Hinweise ein, die Aufschluss über ihre Bekanntschaften oder Aktivitäten gaben.

Tod am Steuer

Der Tod von Maria-Luise Artmeier jährt sich im kommenden Jahr bereits zum 40. Mal, und er bleibt für die Polizei ein Rätsel. Am 25. Juni 1974 schleudert nachts um 23 Uhr ein roter Ford Escort unkontrolliert über die Schleißheimer Straße, erfasst zwei Passantinnen und bliebt im Trambahnhochgleis hängen. Hinter dem Steuer des Wagens sitzt blutüberströmt die sterbende Maria-Luise Artmeier, 25 Jahre alt. Ihr Mörder stach ihr mit einem Messer direkt ins Herz, die Ärzte können das Leben der jungen Frau nicht mehr retten. Was sich vorher abgespielt hat, kann nicht mehr geklärt werden. Die Obermenzingerin war mit Freunden beim Essen, stieg dann in ihr Auto an der Wertherstraße. Dort muss ihr ihr Mörder aufgelauert haben und in den Wagen gestiegen sein.

Missbraucht und erdrosselt

Es war die erste DNA-Reihenuntersuchung in München. Doch auch sie führte nicht zur Aufklärung eines lange zurückliegenden Mordes an einem Kind: 2011 forderte die Polizei 1750 Männer zu einem Speicheltest auf. Die Kripo wollte 26 Jahre nach dem Mord an der achtjährigen Michaela Eisch endlich den Täter überführen. Das Kind sollte am 17. Mai 1985 seine Mutter von der Arbeit abholen, durfte erstmals alleine U-Bahn fahren, vom Michaelibad zum Hauptbahnhof. Doch das Mädchen kam nie bei der Mutter an. An der Wittelsbacherstraße, unterhalb der Braunauer Eisenbahnbrücke, wurde die Achtjährige missbraucht und erdrosselt, vier Wochen später fand man ihre Leiche. Noch heute erinnert ein Mahnmal an den Mord.

Nie in der Bar angekommen

Die Ermittler waren sich sicher, den Mörder von Kristin Harder schnell zu finden. Doch der Tod der 28-jährigen Sprachstudentin aus Vancouver ist bis heute ungeklärt. Am 11. Dezember 1991 wollte die Frau ihr bestandenes Examen feiern. Sie lernte in der Gaststätte "Frundsberg" in Gern einen 27-Jährigen kennen, später gingen sie ins Nachtcafé, wie der Mann der Polizei erzählte. Gegen 1.30 Uhr, so der Zeuge, wollte die Studentin unbedingt alleine weiter in die Bar Schumann's. Dort kam sie nie an. Monate später wurden Leichenteile von ihr in einem Wald bei Neubiberg gefunden, außerdem im Isar-Rechen bei Landshut. Der Mörder hatte ihren Körper fein säuberlich zertrennt.

Im Wald erstochen

Es gab ausführliche Ermittlungen, Fahndungsplakate, sogar bei "Aktenzeichen XY" wurde der Fall nachgespielt. Doch nach wie vor bleibt der Tod des 81-jährigen Rentners Karl Heinz Radmiller ungeklärt. Zwei Monate lang galt der Münchner als vermisst, bis seine spärlich bekleidete Leiche im Oktober 2011 in einem Wald nahe der B 471 nördlich von Ismaning gefunden wurde. Radmiller war erstochen worden, sein Geldbeutel, sein Handy und auch die Wohnungsschlüssel waren weg. Das Waldgebiet gilt als Treffpunkt für Homosexuelle, nach Ermittlungen der Polizei hielt sich Karl Heinz Radmiller dort des Öfteren auf. Allerdings stießen die Fahnder bei ihrem Recherchen in der Szene auf eine undurchdringliche Mauer des Schweigens.

Erschlagen und im Park abgelegt

Um dem toten Baby wenigstens einen Namen zu geben, tauften die Ermittler es "Maxi". Ein Spaziergänger mit seinem Hund entdeckte am 7. Oktober 2009 den bereits stark verwesten Körper des Säuglings in der Parkanlage nahe des Landtags. Die Kripo bat etliche Münchnerinnen zum Gentest, bislang vergeblich. Im Institut für Rechtsmedizin sollte mittels einer Isotopenanalyse herausgefunden werden, in welcher Region sich die Mutter von "Maxi" aufgehalten hatte. Die Forscher konnten den Kreis auf Osteuropa eingrenzen und vermuten, dass die Mutter aus dem Süden Russlands stammt. "Maxi" war gleich nach der Geburt brutal erschlagen worden. Die Leiche wurde offenbar wochenlang aufbewahrt, schließlich in Tüten gepackt und am Landtag hinter einen Baum gelegt.

Mit Benzin übergossen und verbrannt

Am 7. Juni 2009 brach die 73-jährige Münchnerin Luise Zimmermann zu einem Wandertag nach Aying auf. Zuletzt wurde die Rentnerin an einem Rastplatz im Egmatinger Forst gesehen, dann muss sie ihrem Mörder begegnet sein. Die Leiche der Münchnerin wurde zwei Wochen später im Wald gefunden: abgelegt in einer Mulde, offenbar mit Benzin übergossen und verbrannt. Die Kripo entdeckte Parallelen zu dem Fall einer 67-jährigen Münchnerin am Brauneck. Sie war 2006 alleine zu einer Wanderung aufgebrochen und am Berg überfallen worden. Der Täter missbrauchte die Frau, fesselte sie an einen Baumstumpf und ließ sie halbnackt in der Kälte an dem einsamen Ort zurück. Ein zufällig vorbeikommender Jäger rettete die Frau. Beide Fälle blieben ungeklärt.

Mysteriöse Messerstiche

Am 9. Mai 1996 entdeckte ein Anwohner in der Blutenburgstraße, dass ein roter Honda seine Einfahrt blockierte. Am Steuer kauerte der 22-jährige Bankierssohn Stefan Pecher, mit mehreren Messerstichen ermordet. Peu à peu deckte die Kripo das Doppelleben des Jungunternehmers auf. Pecher hatte selbst drei Raubüberfälle begangen und mit größeren Mengen Ecstasy und Kokain sowie mit Waffen gehandelt. Noch am Tag seines Todes hatte er vergeblich versucht, sich eine Pistole mit Schalldämpfer zu besorgen, angeblich fühlte er sich bedroht. Am Abend war er dann zu einem größeren Rauschgiftgeschäft in der Nähe des Rotkreuzplatzes verabredet. Mit wem sich Pecher an jenem Abend getroffen hatte, fand die Polizei nie heraus.

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