Unfall:Touristin von U-Bahn getötet

Lesezeit: 1 min

Lebensgefährte kann die 63-Jährige nach ihrem Sturz nicht mehr retten

Von Martin Bernstein

Eine 63-jährige Touristin aus den USA ist am Dienstagvormittag von einer U-Bahn erfasst und getötet worden. Ihr 59-jähriger Lebensgefährte hatte noch vergeblich versucht, sie zu retten. Am U-Bahnhof Sendlinger Tor wurden um 9.45 Uhr 15 Menschen, darunter mehrere Kinder, Augenzeugen, als die Frau zwischen Triebwagen und Bahnsteigkante eingeklemmt wurde.

Der Lebensgefährte der Getöteten und der 36-jährige U-Bahnfahrer standen nach dem Geschehen unter Schock und mussten - ebenso wie die Augenzeugen - vom Kriseninterventionsteam der Feuerwehr betreut werden. Videoaufzeichnungen zeigen laut Polizei aber deutlich, was sich in den dramatischen Sekunden an dem Bahnsteig abspielte, an dem stadtauswärts fahrende Bahnen der Linie 3 und 6 Halt machen. Demnach wollte die Frau, die mit ihrem Partner zu einem Kurzzeitaufenthalt in München war, die Zuganzeige lesen und ging dazu ein paar Schritte rückwärts. Dabei stürzte sie aufs Gleis. Ihr Lebensgefährte griff nach ihrer Hand, um sie herauszuziehen. In diesem Moment fuhr eine U-Bahn ein und erfasste die Frau, die noch an der Unfallstelle starb.

Was die beiden ortsfremden München-Besucher nicht hatten wissen können: Direkt unter dem Sicherheitsstreifen des Bahnsteigs befindet sich der Rettungstunnel, in dem sich gestürzte Fahrgäste vor einer einfahrenden Bahn in Sicherheit bringen können. Um den Nothalt zu betätigen, war die Zeit zwischen dem Sturz der Frau und der Einfahrt des Zuges zu kurz - die Bahn hätte in den wenigen Sekunden nicht mehr rechtzeitig stoppen können.

Auf dem Bahnsteig befanden sich zu dem Zeitpunkt zahlreiche Fahrgäste. 15 von ihnen mussten den Unfall mit ansehen und erlitten einen Schock. Unter ihnen auch fünf zwölfjährige Schüler, die laut Polizei mit der 13-köpfigen Sportgruppe eines Nürnberger Freizeitvereins zum Tagesausflug in München waren. Sie wurden vom Kriseninterventionsteam der Berufsfeuerwehr intensiv psychologisch betreut, ehe sie ihren herbeigerufenen Eltern übergeben oder nach Nürnberg begleitet werden konnten. Die Betreuung der schwer traumatisierten Unfallzeugen fand in den Betriebsräumen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in der U-Bahn-Station statt. Wegen des Notarzteinsatzes und der Betreuung der Augenzeugen musste der Gleisbereich des U-Bahnhofs auf den Linien 3 und 6 für rund eine Stunde gesperrt werden. Bis zum Nachmittag kam es zu Behinderungen auf beiden Linien. Die MVG richtete einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: