Unfall:Schock auf der S-Bahn-Fahrt

Unfall: Die drei Insassen des Unimogs wurden bei dem Unfall schwer verletzt. Von den 38 Fahrgästen der S-Bahn der Linie 7 erlitt ein Mann Verletzungen.

Die drei Insassen des Unimogs wurden bei dem Unfall schwer verletzt. Von den 38 Fahrgästen der S-Bahn der Linie 7 erlitt ein Mann Verletzungen.

(Foto: Robert Haas)

Ein Unimog rammt einen Zug der Linie 7 an einem unbeschrankten Bahnübergang. Mehrere Menschen werden verletzt, die Trasse wird stundenlang gesperrt

Von Martin Bernstein

Die Außenwand der S-Bahn ist aufgerissen, die Reste einer Scheibe hängen im Fensterrahmen, die Polster sind mit Glassplittern übersät. An dieser Stelle saß ein 68-jähriger Mann. Bei einem Unglück zwischen Dürrnhaar und Höhenkirchen ist er verletzt worden. Ein von der Staatsstraße nach rechts abbiegender Unimog hat den Zug der Linie 7 am Mittwoch gegen 9.15 Uhr an einem unbeschrankten Bahnübergang gerammt. Der 79-jährige Fahrer hat die von hinten kommende S-Bahn offenbar nicht gesehen. Ob er auch das rote Warnlicht an dem Bahnübergang übersah oder ob es nicht funktionierte, ist laut Polizei noch offen.

Der Unimogfahrer musste mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Seine beiden Beifahrer, 59 und 46 Jahre alt, wurden mit dem Rettungswagen abtransportiert. Die S-Bahn hatte mit ihrer linken Seite den mit Holzscheiten beladenen Lastwagen erfasst und ihn ein Stück mitgeschleift. Die S-Bahn, die mit 38 Fahrgästen relativ spärlich besetzt war, wurde regelrecht aufgeschlitzt und kam nach 300 Metern zum Stehen. Der S-Bahn-Lokführer erlitt einen Schock. Die Fahrgäste wurden mit Taxis nach Höhenkirchen gebracht. Die Feuerwehr Höhenkirchen war zusammen mit dem Notfallmanagement der Deutschen Bahn und zahlreichen Streifenwagenbesatzungen des Polizeipräsidiums München an der Unfallstelle. Die Staatsstraße war zwei Stunden lang komplett dicht. Die eingleisige S-Bahnstrecke musste zwischen Höhenkirchen und Aying bis 13.30 Uhr gesperrt werden. Die Bahn richtete einen Schienenersatzverkehr mit 30 Taxis und später mit einem Bus ein. Höhenkirchner bestaunten die ungewohnte Kolonne von Großraumtaxis, die durch ihren Ort fuhr. Zwischen Aying und Kreuzstraße pendelte eine S-Bahn. Am frühen Nachmittag konnte der havarierte Zug von der Unfallstelle weggefahren werden.

Zweimal in den vergangenen 20 Jahren starben an dem unbeschrankten Bahnübergang zum Faistenhaarer Weg Menschen bei Unfällen: Im April 2008 hatte ein 49-jähriger Cabrio-Fahrer aus Forstenried bei einem nächtlichen Wendemanöver das Rotlicht und einen nahenden Zug übersehen und war bei dem Zusammenstoß ums Leben gekommen. Im November 1996 hatte eine stadtauswärts fahrende S-Bahn eine Radfahrerin erfasst und getötet. Von den 3500 Bahnübergängen in Bayern sind laut Bahnsprecher Bernd Honerkamp rund 300 nur durch Lichtsignale gesichert. Weitere 1350 haben Schranken, der große Rest ist nur durch Andreaskreuze gekennzeichnet. Alle zwei bis drei Jahre führen Bahn, Polizei und Straßenbehörden an den Übergängen eine Verkehrsschau durch. Dabei wird überprüft, ob die Sicherungsmaßnahmen ausreichend sind. Honerkamp warnt aber vor voreiligen Schlüssen: "Eine Schranke ist kein Allheilmittel", sagt der Bahnsprecher.

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