"Hubert und Staller":Von Lüttichau will raus aus der "Serien-Käfighaltung"

Hubert und Staller Folge 85

Hubert und Staller - das war wie Laurel und Hardy, Ernie und Bert, Black und Decker. Bald muss Franz Hubert (Darsteller Christian Tramitz, rechts) ohne Johannes Staller (Helmfried von Lüttichau) auskommen.

(Foto: Chris Hirschhäuser/ARD)

Der Schauspieler kündigt nach 100 Folgen seinen Ausstieg aus "Hubert und Staller" an. Eine Hintertür lässt er sich aber offen.

Von Gerhard Fischer

An diesem Mittwoch läuft die 100. Folge von "Hubert und Staller", einer Krimi-Serie mit ein wenig Spannung und ganz viel Humor. Helmfried von Lüttichau (Johannes Staller) ermittelte sieben Jahre lang zusammen mit Christian Tramitz (Franz Hubert) in Wolfratshausen, das in der Serie schon mal Hausratswolfen heißt.

SZ: Herr von Lüttichau, eigentlich wollte ich mit Ihnen über die 100. Folge von Hubert und Staller reden, aber jetzt hört man, Sie würden aufhören ...

Helmfried von Lüttichau: Ja, es stimmt. Nächste Woche läuft die siebte Staffel mit 16 neuen Folgen an, da bin ich noch dabei; und dann gibt es noch einen 90-minütigen Spielfilm mit mir. Aber dann ist Schluss.

Warum?

Ich bin im letzten Jahr 60 geworden, und ich möchte in meinem Leben noch einmal etwas anderes machen - so eine Serie ist ja schon eine Form von Käfighaltung. Ich habe lange überlegt, weil ich Hubert und Staller sieben Jahre mit viel Leidenschaft und Liebe gemacht habe, aber ich glaube, es ist die richtige Entscheidung für mich.

Was werden Sie denn künftig machen?

Ich weiß es noch nicht. Ich will den Kopf und mein Herz öffnen für etwas Neues. Vielleicht spiele ich wieder Theater. Vielleicht schreibe ich wieder mehr (von Lüttichau hat vor einigen Jahren einen Gedichtband veröffentlicht, Anm. d. Red.).

Wie war Ihr letzter Drehtag?

Ich habe furchtbar geheult. Natürlich lag mir Hubert und Staller sehr am Herzen.

Werden Sie in Ihrer letzten Folge über den Haufen geschossen?

Nein. Staller soll der Liebe wegen nach Italien gehen.

Wie schön für ihn - er hat ja immer nur Pech mit Frauen gehabt.

Ja, genau.

Und es lässt ja auch eine Hintertür für ein Comeback in der Serie offen - Staller könnte ja aus Italien wieder nach Wolfratshausen zurückkehren ...

Ja, diese Hintertür wird bewusst offen gehalten.

Das heißt aber auch, dass die Serie erst mal ohne Staller weiterläuft?

Ja.

Nur mit Hubert? Oder mit einem neuen Hubert-Partner?

Das ist noch intern.

Am Mittwoch läuft nun erst mal die 100. Folge - mit Ihnen. "Mord mit Aussicht", eine vergleichbare Serie, hat nach 39 Folgen aufgehört; man befürchtete, sie sei auserzählt. Wie konnte Hubert und Staller 100 Folgen auf hohem Niveau bleiben?

Ich bin schon wahnsinnig stolz, dass wir das geschafft haben. Wir haben immer wieder versucht, uns zu verbessern - es war immer ein kreativer Motor da, sonst geht so was ja gar nicht.

Mit "uns" meinen Sie sicher auch Christian Tramitz und sich selbst. Sie beide haben ja oft die Dialoge, die im Drehbuch standen, vor Ort noch ad hoc geändert.

Ja, wir haben sie so geändert, dass sie nicht als geschriebener Gag rüberkommen, sondern dass sie zu uns und zur Situation am Drehort passen. Das hat sich im Laufe der Jahre eher noch gesteigert. Es war auch schön, dass wir diese Freiheit hatten.

Und noch jemand verlässt die Serie

"Hubert und Staller": Helmfried von Lüttichau will nun "den Kopf und mein Herz öffnen für etwas Neues".

Helmfried von Lüttichau will nun "den Kopf und mein Herz öffnen für etwas Neues".

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Was haben Sie noch getan, um das Niveau der Anfangszeit zu halten oder sogar noch zu steigern?

Christian und ich haben versucht, die Dialoge noch knapper und pointierter zu machen. Außerdem war es in allen Bereichen ein Erarbeiten der Verbesserungen: Wie kriegen wir mehr Dynamik rein, wir wird's spannender, wie wird's witziger? Dann kam auch mal ein neuer Regisseur, der über Bilder eine neue Dynamik reingebracht hat; oder zuletzt hatten wir eine junge Regisseurin, die wieder aus einer anderen Generation kommt, mit anderen Ideen.

Es gab auch immer wieder neue Drehbuchautoren.

Ja, neue und alte. Manche sind von Anfang an dabei, wie die Autoren der ersten Stunde, unsere Headwriter Philip Kaetner und Oliver Mielke.

Aber eins blieb doch gleich: die Charaktere des ernüchtert-schlauen Hubert und des tollpatschig-begeisterungsfähigen Staller. Oder?

Ja, insgesamt sind sich Hubert und Staller treu geblieben. Staller hat sich ein bisschen verändert. Er war am Anfang cholerischer. Im Laufe der Zeit stand das aber immer weniger im Drehbuch, vielleicht auch weil seine Ausbrüche nicht unbedingt immer zur Situation gepasst haben.

Sie werden ja immer gefragt, ob Sie mit diesem Erfolg von Hubert und Staller am Anfang gerechnet hatten. Haben Sie?

Natürlich nicht. Wir waren ja eine Art Experiment in der ARD-Reihe "Heiter bis tödlich". Schön, dass es so gut geklappt hat.

Die Serie lebt vom manchmal slapstickhaften Zusammenspiel der kuriosen Figuren, vom ehrkäsigen Chef Girwidz bis zur Pathologin Anja Licht, die mal mit Hubert verheiratet war. Karin Thaler, die Anja Licht spielt, hört aber auch auf. Es heißt, sie wolle sich auf ihre andere Serienfigur bei den Rosenheim-Cops konzentrieren.

Ja, sie ist noch am Anfang der siebten Staffel dabei, dann gerät sie unter Mordverdacht und wechselt schließlich in eine andere Pathologie. Und unsere einzige Polizistin Sonja Wirth geht auf Fortbildung.

Oh, verlässt sie die Serie auch?

Sie geht auf Fortbildung.

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