Kurkrise hin, Ende des Spaßbades Alpamare her: Die Stadt Bad Tölz zählt noch immer 300 000 Übernachtungen bei 80 000 Gästen im Jahr. Bald sollen die Anfragen sogar signifikant steigen. Eine Tölzer Filmcrew will die Geschichten rund um "Kommissar Benno Berghammer" weiter erzählen - als Kinofilm und mit Ottfried Fischer erneut in der Hauptrolle. Auf die Rückkehr des "Bullen von Tölz" als Zugpferd setzt die Tölzer Kur- und Tourismusdirektorin Brita Hohenreiter.
SZ: Frau Hohenreiter, eine Fortsetzung der Krimiserie "Bulle von Tölz" soll 2017 gedreht und 2018 in die Kinos kommen - überrascht Sie die Nachricht?
Brita Hohenreiter: Es war schon länger im Busch. Dass das Projekt konkret wird, habe ich aber heute aus der SZ erfahren und mich wahnsinnig gefreut. Denn alles, was zum Thema "Bulle von Tölz" vorangetrieben wird, halte ich für eine super Sache und hervorragend.
Hervorragend in welcher Hinsicht?
Es ist immer ein riesiges Glück für jede Stadt, wenn es einen Film oder eine Serie gibt, die nicht nur dort spielt, sondern auch noch ihren Namen im Titel trägt. Das bringt eine Bekanntheit mit sich, die man mit anderen Marketingstrategien kaum schaffen würde.
Wirkt die Serie denn noch immer nach? Sie wurde ja 2009 eingestellt.
Absolut, nach wie vor ist die Nachfrage bei unseren Gästen zum Bullen sehr groß. Das hat damit zu tun, dass die Serie zwar 2009 geendet haben mag, aber gefühlt in Dauerschleife weiter läuft - große und kleine Sender bringen immer wieder Wiederholungen, teils stundenlang.
Sank die Zahl der Tölzer Gäste, als die Serie endete?
Konkrete Zahlen, wie viele Touristen wegen des Bullen zu uns kommen, kann ich nicht nennen, weil wir das nicht erheben. Aber sicher ist, dass wir durch die Serie steigende Zahlen hatten, bis heute. Einen Einbruch gab es auch deshalb nicht, weil wir die Serie damals nicht aktiv nutzen konnten. Die Produktion wollte keine Vermarktung der Dreharbeiten, also waren es geheime Termine.
Gab es denn 1996, als der Bulle erstmals auf Sendung ging, gleich einen Boom?
Interessanterweise nein. Allerdings, weil die Erstausstrahlung 1996 mit der Ankündigung der Seehofer'schen Gesundheitsreform zusammenfiel. 1997 war deshalb ein sehr schweres Jahr für uns, wir hatten massive Einbußen bei den Übernachtungszahlen, von zwölf Kliniken blieben nur vier übrig. Wir mussten wie alle Bäder neue Gäste für neue Urlaubsbereiche locken. Für uns war der Bulle somit eine wahnsinnig glückliche Fügung - weil wir marketingtechnisch nicht bei Null anfangen mussten.
Wie hat denn die Tölzer Bevölkerung reagiert? Es wird kolportiert, so manches Mütterlein wollte sich von Drehs nicht aufhalten lassen und hat sich den Weg mit der Handtasche gebahnt.
Kann sein, aber offiziell gab es keine Beschwerden, die mir zumindest zu Ohren kamen. Für die Tölzer liefen die Dreharbeiten eher im Alltag mit.
Flossen Gelder, damit im Film-Titel auch die Stadt genannt wird?
Nein, das war eine Entscheidung der Produktion, auf die wir keinen Einfluss hatten. Aber über die wir uns gefreut haben.
Was erhoffen Sie sich, wenn der Bulle von Tölz ins Kino kommt?
Ein Revival und weiter steigende Zahlen im Tourismus. Die Erfahrung zeigt, dass alles, was mit Film und Drehorten zu tun hat, reges Interesse weckt.
Bullen-Brunnen, Bullen-Tour, Bullen-Museum, jetzt Bulle im Kino: Könnte es nicht irgendwann einmal zu viel werden mit dem Bullen?
Nein, der Bulle ist nur eines von vielen Themen, mit denen wir als tolle Urlaubsstadt punkten. Tölz steht für Themenvielfalt, zu entdecken gibt es für jeden was.