Und jetzt?:"Da könnte wieder was kommen"

Und jetzt?: "Schon traurig" war Frank Staatsmann, als Nela und Nobby den Zoo verlassen haben. Doch es gibt ja noch andere Tiere, etwa die Mähnenrobben.

"Schon traurig" war Frank Staatsmann, als Nela und Nobby den Zoo verlassen haben. Doch es gibt ja noch andere Tiere, etwa die Mähnenrobben.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Tierpfleger Frank Staatsmann über die Trauer nach dem Abschied von Nela und Nobby, deren Lieblingsspeise und weiteren Eisbären-Nachwuchs

Interview von Philipp Crone

Frank Staatsmann ist jetzt seit 33 Jahren Tierpfleger in Hellabrunn, aber so einen Rummel wie um die beiden Eisbärjungtiere in den vergangenen zwei Jahren hatte er bis dahin noch nicht erlebt. Von der Geburt der Tiere bis zu ihrem Umzug vor einer Woche in andere Zoos hat er die Eisbären fast jeden Tag gesehen und gepflegt. Wie ist das jetzt für den 50-Jährigen, so ganz ohne Nela und Nobby?

SZ: Herr Staatsmann, als die beiden Eisbären vergangene Woche in ihren Kisten waren und aus dem Zoo gebracht wurden, wie ging es Ihnen da?

Frank Staatsmann: Ich war da schon traurig, das muss ich zugeben. Nach 20 Jahren waren das die ersten Eisbärjungtiere, und mein Kollege Helmut Kern und ich haben sie ja als Zuständige fast jeden Tag besucht. Da hängt man dann schon dran. Vor allem auch zuletzt, als wir einige Wochen so viel mit ihnen trainiert haben.

Trainiert?

Für die Reise. Das Kistentraining war wichtig, damit die Tiere sich dann beim Transport in den Kisten nicht unwohl fühlen. Wir haben ihnen also zunächst einmal die Kisten in das Gehege gestellt.

Und was macht ein Bär damit?

Ein Bär muss zunächst einmal grundsätzlich alles von oben bis unten untersuchen. Der schaut sich die leere Kiste an, geht auch mal rein, wenn wir ihm da ein bisschen Futter reinlegen, irgendwann haben die beiden ganz entspannt in den Kisten gelegen. Dann haben wir nach und nach außenrum ein paar Pfleger postiert, weil das beim Transport ja auch so ist, dass Menschen um die Kiste herum sind.

Aber es ist zu jeder Zeit noch ein Gitter zwischen den Tieren und Ihnen.

Ja, wenn einer von den beiden mit zwei Jahren sonst mit einem spielen würde, hält man das nicht besonders gut aus.

Trotz Gitter: Sie vermissen manche Tiere doch schon ein wenig, wenn sie den Zoo verlassen?

Ein wenig schon. Natürlich ist es so, dass man im Zoo permanent damit zu tun hat, dass Tiere geboren werden und Tiere in andere Zoos kommen. Aber wenn man dann manche über Jahre begleitet und die einen auch kennen, dann gibt es schon eine Bindung.

Die kennen Sie?

Klar, die sehen und riechen uns und kommen, wenn wir zum Gehege kommen, laufen rein in das Gebäude, wenn wir reingehen. Sie wissen halt, dass dann immer irgendwas passiert.

Gab es eine Abschiedsfeier?

In der Art. Die beiden haben noch einmal ihre Lieblingsspeise bekommen.

Die da wäre?

Sprühsahne! Darauf fahren die zwei total ab.

Maul auf und dann wird durchs Gitter gesprüht?

Genau. Danach ist dann bei uns und den beiden alles voller Sahne.

Fällt bei den Bären ja gar nicht auf. Geben Sie solche Erfahrungen an die englischen und niederländischen Kollegen weiter?

Ja, man tauscht sich da schon einmal kurz aus.

Worüber noch?

Dass die zwei auch Sensibelchen sind. Also wenn irgendwas im Tagesablauf nicht ganz passt, sind sie schnell mal knatschig. Aber das kennen wir auch von den Eltern Giovanna und Jogi.

Die könnten doch gleich noch einmal Nachwuchs nachlegen.

Das könnte durchaus sein. Die beiden sind seit Ende Dezember wieder zusammen. Im Sommer, zur Paarungszeit, könnte das passieren. Ich halte das schon für durchaus möglich, dass da schon bald wieder etwas kommt.

Kann man sich den Abschied von Nela und Nobby vorstellen wie bei einem geliebten Haustier, das auf einmal nicht mehr da ist?

Vielleicht. Aber das Schöne ist ja, dass sie in tollen neuen Anlagen untergekommen sind, Nela im Wildlands Adventure Zoo im holländischen Emmen und Nobby im englischen Yorkshire Wildlife Park nahe der Stadt Doncaster. Die Anlagen sind modern und groß. Und sie haben, das ist das Allerwichtigste, gleichaltrige Artgenossen um sich herum.

Wollen Sie die beiden mal besuchen?

Vielleicht, aber nur, wenn ich ohnehin mal in der Nähe sein sollte. Wer weiß, ob sie mich dann noch erkennen. Aber ich habe schon Videos auf Youtube gesehen, den beiden geht es gut.

Es ist so, als ob die eigenen Kinder ausziehen . . .

So ein bisschen. Nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Eisbären nicht einfach nach München fahren können, um uns zu besuchen.

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