Unbekanntes Element:Unterricht mit Händen und Füßen

Wasserwacht und Deutsche Lebensrettungsgesellschaft bemühen sich, Flüchtlingen das Schwimmen und die wichtigsten Baderegeln beizubringen

Den ersten Badeunfall gab es heuer bereits Anfang Mai bei Rosenheim: Ein 17-Jähriger Asylsuchender war auf einem Surfbrett auf einen See hinausgerudert, nur wenige Meter vom Ufer entfernt kippte das Brett, der Nichtschwimmer ging unter und ertrank. Immer wieder, so sagt Peter Astashenko, Geschäftsführer der Wasserwacht Bayern, geschehe so etwas, oft aus Leichtsinn oft aber auch aus Unkenntnis. Vor allem Flüchtlinge seien den Umgang mit dem Wasser nicht gewohnt, wollten aber, weil sei es von anderen sähen, ebenfalls baden, obwohl sie nicht schwimmen könnten. Die Wasserwacht hat deshalb ebenso wie die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Baderegeln herausgebracht in verschiedenen Sprachen und in Piktogramm-Form. Dazu gibt es auch Schwimmunterricht.

526 Ortsgruppen hat die dem Bayerischen Rotkreuz (BRK) zugehörige Wasserwacht in Bayern. Überall dort, wo es nötig sei, würden Flüchtlinge im Schwimmen unterrichtet. Oft sei das in regulären Kursen der Fall, in denen noch Platz sei, sagt Astashenko. Für Kinder und auch für Frauen gebe es dann Unterricht. "Wir helfen da, wo die Not am größten ist", das sei ja schließlich das Motto des Roten Kreuzes. Oft seien bei solchen Kursen Dolmetscher dabei, aber, so sagt Astashenko, "Schwimmen kann man ganz gut mit Händen und Füßen erklären". Wichtig sei die Zusammenarbeit mit den sozialen Verbänden und den Helferkreisen, sie wüssten, wo Bedarf sei und könnten auch die Leute zu den Kursen schicken.

So notwendig der Schwimmunterricht für Flüchtlinge ist, "an die große Glocke" will man das bei der Wasserwacht nicht hängen. Auch bei der DLRG in Bayern handhabt man das so, wie deren Pressesprecher Horst Auer sagt. Denn es gebe immer wieder dumme Sprüche, auch aus Neid. Die meisten Ortsverbände bemühten sich zu helfen. Die Kurse seien in vielen Orten ein Kapazitätsproblem, zum einen, was die ehrenamtlich tätigen Schwimmlehrer angeht, vor allem aber braucht man dazu Schwimmbäder, und da hapert es inzwischen vielerorts in Bayern, weiß auch Astashenko. Die beiden Verbände haben deshalb wiederholt an die Politik appelliert, Bäder zu erhalten.

Weil im vergangenen Jahr unter den überdurchschnittlich vielen Ertrinkungsopfern in Bayern auch etliche Flüchtlinge waren, hat die DLRG Baderegeln in 25 verschiedenen Sprachen herausgegeben, um den Menschen aus anderen Ländern die Gefahren im Wasser zu verdeutlichen. Auch die Wasserwacht hat entsprechende Flyer und Plakate in ihrem Repertoire unter dem Slogan "Rette Dein Leben und lerne schwimmen!" Viele davon seien an den Kassen der Bäder ausgehängt, sagt Astashenko. Die Münchner Bäder haben ebenfalls längst eine entsprechende Aufklärungskampagne gestartet, weil man bemerkt hat, dass sich die vielen Nichtschwimmer unter den Flüchtlingen der Gefahren im Wasser gar nicht bewusst seien, aber daneben auch weil sie nicht wüssten, wie sie sich in einem Bad zu verhalten hätten.

DLRG-Pressesprecher Auer fände es außerdem auch wichtig, dass die Betreuer und Helfer der Flüchtlinge Kontakt zur DLRG oder Wasserwacht suchen, um sich dort selbst zum Rettungsschwimmer ausbilden zu lassen. Damit werde etwa ein Ausflug an den See für sie und ihre Schützlinge ungefährlicher, lautet sein Argument.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: