Umzug von Roland Berger:Bodenständig statt abgehoben

Die Highlight Towers an der Autobahnauffahrt zur A 9 verlieren ihren wichtigsten Mieter: Die Unternehmensberatung Roland Berger zieht in den Tucherpark am Englischen Garten. Dort entsteht ein neues Gebäude für die Berater - nicht mehr ganz so hoch in den Wolken wie früher.

Alfred Dürr

Abschied vom gläsernen Turm an der Autobahn und Einzug in ein schmuckes Haus im Grünen: Das weltweit aktive Beratungsunternehmen Roland Berger Strategy Consultants, das vor 45 Jahren als Ein-Mann-Betrieb in der Landeshauptstadt gegründet wurde, bekommt 2014 eine neue Zentrale für 500 Mitarbeiter direkt am Englischen Garten.

Umzug von Roland Berger: Das Gebäude direkt am Eisbach, das seit 1973 als Computerzentrum der Landeszentralbank diente, wird abgerissen und durch einen Neubaukomplex ersetzt. (Simulation)

Das Gebäude direkt am Eisbach, das seit 1973 als Computerzentrum der Landeszentralbank diente, wird abgerissen und durch einen Neubaukomplex ersetzt. (Simulation)

Im Tucherpark entsteht das neue Hauptquartier, das vom Eigentümer, der Hoch Tief Solutions, errichtet wird. Die Strategieberater haben am Montag einen Mietvertrag über zehn Jahre unterschrieben. Dies sei auch ein Bekenntnis zum Standort München.

Architektur und Firmenkultur - das spielt gerade bei der Unternehmensberatung Roland Berger eine wesentliche Rolle. 2006 hatte die Münchner Zentrale gut die Hälfte des größeren Turms der Highlight Towers am Ende der Nürnberger Autobahn bezogen.

Das vom Architekten Helmut Jahn aus Chicago entworfene Doppelhochhaus passte gut zum Selbstbild der Unternehmensberater: Es symbolisierte Transparenz, klare Gestaltung, Konzentration aufs Wesentliche. Und auch das gefiel den Strategieberatern: der ungewohnte Blick auf München und die Berge am Horizont, der neue Perspektiven eröffne. Ausgewählte Gäste konnten dort auch schon mal klassische Musik genießen - in Münchens höchstem Konzertsaal. Anschließend gab es dann einen Vortrag über die Architektur der Highlight Towers.

Doch die Hochhaus-Zeit neigt sich dem Ende zu. "Die Raumstrukturen dort sind zu starr, das geht nicht mehr", sagt Ralf Kalmbach, Mitglied der internationalen Geschäftsführung und Chef der Münchner Zentrale. An den Projekten arbeiteten mal zwei, mal zwanzig Personen, alleine oder zusammen. Diese Aktionen dauerten auch unterschiedlich lang. Also brauche man eine hohe Büro-Flexibilität mit großer Offenheit und Wandelbarkeit des Gebäudes: "Es muss allen aktuellen Erfordernissen angepasst werden können."

Der Tucherpark am Englischen Garten ist eine attraktive Adresse - architektonisch und landschaftlich. Es ist grün und ruhig, der Eisbach fließt direkt vorbei. Dort entsteht nun ein maßgeschneidertes, sechsstöckiges Bürohaus. Das 1973 errichtete, frühere Bauwerk der Landeszentralbank wird demnächst abgebrochen. Entworfen hat das "Roland-Berger-Haus" das Münchner Architektenbüro Hild und K. Andreas Hild hat gerade den diesjährigen Architekturpreis der Landeshauptstadt München erhalten.

Ende der 1960er Jahre errichtete im Tucherpark die damalige Bayerische Vereinsbank (jetzt Hypo-Vereinsbank) ihre Verwaltungsgebäude. Auch das Hilton-Hotel befindet sich dort, genau an der Stelle, wo bis 1969 die Tivoli-Mühle stand. Das Areal ist mit bekannten Architekten-Namen wie Sep Ruf oder Uwe Kiessler verbunden. Es steht unter Ensembleschutz. Darauf habe man in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Rücksicht genommen, sagt Matthias Haber vom Büro Hild und K. Das Gebäude - es soll den Namen "Tivoli" bekommen - passe mit seiner offenen Form gut zum Englischen Garten.

Offenbar geht es auch darum, die eigenen Mitarbeiter zufriedenzustellen. Die Berger-Leute bekommen am Englischen Garten einen eigenen Fitness-Club und Fahrräder, damit sie den Park genießen könnten. Auch "Eventflächen" für Veranstaltungen sind wieder vorhanden - im Erdgeschoss. Nicht mehr ganz so hoch in den Wolken wie früher also, sondern eher bodenständig.

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