Umzug:Gastspiel im Westen

Umzug: Richtungsentscheidung: Der aufgemalte Kompass an einer Wand im Schulgebäude an der Heidemannstraße passt zur Situation der FOS Nord - die Schule muss sich jetzt auf einen Wechsel in den Münchner Westen einstellen.

Richtungsentscheidung: Der aufgemalte Kompass an einer Wand im Schulgebäude an der Heidemannstraße passt zur Situation der FOS Nord - die Schule muss sich jetzt auf einen Wechsel in den Münchner Westen einstellen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Lange war unklar, wo das Übergangsquartier der Fachoberschule für Sozialwesen und Gesundheit liegen wird. Jetzt steht fest: Sie soll von Freimann nach Freiham umziehen - bis das neue Domizil an der Freudstraße fertig ist

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Die milliardenschwere Schulbauoffensive ist nicht nur ein riesiges Bauprogramm; das voluminöse Maßnahmenpaket erzeugt eine gigantische Logistik-Aufgabe: Neben den Neubauprojekten werden Schulen erweitert oder saniert; Lehrer und Schüler müssen mit Sack und Pack in Übergangsquartiere umziehen, wobei die Projekte teils miteinander verknüpft sind. Ein vertracktes Schachspiel, bei dem - wie nun beim zweiten Schulbauprogramm - mit 14 Gymnasien, zwölf Grundschulen, fünf Realschulen und beruflichen Schulen sowie einer Förderschule und einer Gesamtschule jongliert werden muss.

Manche Züge bleiben dabei lange unklar, zum Beispiel wo die städtische Fachoberschule (FOS) für Sozialwesen und Gesundheit München Nord an der Heidemannstraße in Freimann mit derzeit 686 Schülern einmal landen wird - was die Betroffenen zunehmend beunruhigt. "Wir wollen endlich eine klare Perspektive", sagt der Vorsitzende des Elternbeirats der FOS Nord, Gerhard Grote. In einem Brief an den Bezirksausschuss Schwabing-Freimann schreibt er, der Mietvertrag für das derzeitige Schulgebäude laufe im Sommer 2019 aus, es fehle aber an einer "plausiblen Planung" für die Übergangsphase bis zum Bezug eines Neubaus. Diese "unbefriedigende Situation", so schreibt Grote, werde "zunehmend als Gefährdung des sehr gut laufenden FOS-Schulbetriebs" wahrgenommen. Allerdings hat das städtische Referat für Bildung und Sport (RBS) nun eine konkrete und plausible Perspektive für die Schule, wie sich am Mittwoch herausstellt: Die FOS Nord soll für fünf Jahre nach Freiham umziehen und dort zum Schuljahresbeginn 2019/2020 im nigelnagelneuen Bildungscampus den Interimsbetrieb aufnehmen, wie Behördensprecherin Ursula Oberhuber bekannt gibt.

Vor drei Jahren war die Schule noch Teil der Rainer-Werner-Fassbinder-Fachoberschule in Giesing. Doch das Schulzentrum platzte aus allen Nähten - man entschied sich, eine Filiale in Freimann zu gründen, und zwar zur Miete in einem Industriebau. Eine Zwischenstation, denn die FOS Nord soll in den neuen Bildungscampus integriert werden, der anstelle der alten, abbruchreifen Willy-Brandt-Gesamtschule an der Freudstraße entstehen soll. Für den Einzugstermin wird der Beginn des Schuljahres 2024/2025 angepeilt. Doch das Areal, auf dem der Industriebau steht, wurde inzwischen dem Planungsgebiet für das große Neubauquartier auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne einverleibt. Ein Mammutprojekt, für das seinerseits ein ausgetüftelter Plan nötig wird - inklusive Abriss der Industriebauten im Ostteil des Geländes.

Das dürfte auch der Grund sein, weshalb "trotz intensiver Bemühungen" eine Verlängerung des Mietvertrags für das Gebäude an der Heidemannstraße nicht möglich ist, wie RBS-Sprecherin Oberhuber mitteilt. "Und es ist kaum möglich, für nur fünf Jahre einen Vermieter für eine Schule zu finden", verteidigt sie die Umzugslösung nach Freiham. Möglich wird der nur deshalb, weil der Bildungscampus zum Umzugstermin überhaupt erst eröffnet wird, die Schulen in diesem noch lange nicht fertigen Neubaugebiet mit kleinen Eingangsklassen starten, mithin also Platz ist für ein Gastspiel der FOS Nord.

Der Elternbeirat lässt indes durchblicken, dass dies viele Eltern nicht als Wunschlösung ansehen. "Viele sorgen sich, dass die Kinder einen sehr langen Schulweg auf sich nehmen müssen", sagt Grote, zumal der Münchner Norden dann für längere Zeit eine weiterführende Schule verlöre. Auch der Bezirksausschuss teilt diese Sorgen und fordert, ein Areal an der Bauernfeindstraße für eine Zwischennutzung zu prüfen.

Das RBS kann das schon jetzt ausschließen. "Dies ist die einzig mögliche Interimslösung", sagt Sprecherin Oberhuber und hebt hervor, dass die Schule mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar sei. Die Schulleitung will sich selbst zu der Sache nicht äußern; Oberhuber zufolge ist diese aber mit der Lösung einverstanden.

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