Umweltschutz:UPS kommt jetzt auch mit dem Rad

UPS glockenbachviertel

Das Micro-Depot von UPS: ein bunt bemalter Container im Glockenbachviertel. Lieferfahrer beladen dort ihre Räder.

(Foto: Privat)
  • Der Logistikkonzern UPS testet in München ein neues Zustellsystem.
  • Um enge Straßen in der Innenstadt vom Verkehr zu entlasten, sollen Pakete dort mit Lastenrädern und Sackkarren ausgeliefert werden.
  • Der zunächst bis 2020 laufende Versuch ist Teil des Forschungsprojekts City2Share.

Von Birgit Lotze, Isarvorstadt/Sendling

Nicht jeder ist begeistert über das Micro-Depot, das der Logistiker UPS seit Juli an der engen Straße Am Glockenbach, noch dazu an einem der wenigen Grüngürtel im Viertel, geparkt hat. Nicht nur Spaziergänger ärgern sich ab und an, auch Autofahrer: Denn für den Container fallen Parkplätze weg. Was allerdings jeden im Viertel freut: Pakete werden seit Juli - zumindest von dem Logistiker, der am Forschungsprojekt City2Share teilnimmt - in der Isarvorstadt nicht mehr mit Transportern ausgefahren, sondern mit Lastenrädern oder auch mit Sackkarren ausgetragen. Damit gibt es im Viertel ein paar Transporter weniger, die die Straßen zustellen. Und zumindest auf der letzten Meile ist diese Art der Zustellung emissionsfrei.

Bis 2020 läuft das Projekt. Natürlich sei der Standort kritisch, sagt UPS-Projektleiter Peter Blösl. Das gebe das Projekt vor: Im Glockenbachviertel sei der Platzdruck außerordentlich hoch, dort suche man vergeblich leere Garagen oder wenig frequentierte Straßen. Aus Hamburg, wo UPS seit 2012 in der Innenstadt per Lastenräder ausfährt, kenne man solche Probleme nicht. Als Stationen habe man dort Ladenlokale und Container in Seitenstraßen, wo sich kaum Fußgänger oder Parksuchende aufhielten, eher Lieferanten der Kaufhäuser.

Um den Container optisch aufzufrischen und um über den Sinn des Forschungsprojekts zu informieren, haben Studenten der Akademie für Mode und Design München Konzepte entworfen. Das beste ziere jetzt die Container und werde darüber hinaus als Logo für City2Share verwendet: die Münchner Silhouette mit Chinesischem Turm und Cargo-Cruiser, wie dreirädrige Lastenräder mit Elektro-Antrieb genannt werden. Oben auf dem Dach des Containers versteckt: der "Alltagsheld" von UPS, ein fliegender Paketbote - stellvertretend für jeden, der sich in dem Projekt engagiere, sagt Blösl. Für einen Logistiker ist so viel Detailverliebtheit eher ungewöhnlich. "Ehrlich gesagt, so etwas haben wir noch nie gemacht. Das ist sehr münchenspezifisch."

Einen zweiten Container hat UPS an der Zenettistraße bei der Einfahrt zum Schlachthof aufgestellt. Pro Container sind drei radelnde Lieferanten eingesetzt, insgesamt ersetzen sie drei UPS-Transporter. Derzeit fährt ein 40-Tonner die Container morgens an, abends holt der Schwerlaster sie wieder ab. Über Nacht werden sie im Lager in Garching wieder mit Paketen bestückt. Blösl hofft darauf, dass die Lkw bald durch E-Laster ersetzt werden können. "Wir würden gerne von Garching bis zum Endverbraucher eine komplett emissionsfreie Zustellung durchführen."

In einigen Wochen soll auch ein Container am Kidlerplatz unterhalb der Isar-Hangkante am Harras in Sendling aufgestellt werden. Zu Weihnachten wäre UPS dann an den drei Micro-Depots mit zehn radelnden Lieferanten am Start, sagt Blösl.

Das neue UPS-Logistikkonzept ist der erste öffentlich sichtbare Baustein des City2Share-Projektes, das in der Isarvorstadt und in Sendling Mobilitätskonzepte und die Gestaltung des öffentlichen Straßenraums untersucht. Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft arbeiten dort zusammen am Umstieg auf nachhaltige Mobilitätsangebote.

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