Umwelt:Alle müssen sparen

Die Stadt will die Bürger zum Klimaschutz animieren

Von Thomas Anlauf

Die Münchner leben über ihre Verhältnisse. Das ist eine Tatsache, auch wenn sie nicht jedem bewusst ist. "Es ist ein paar Sekunden vor Zwölf", sagte Münchens Umweltreferentin Stephanie Jacobs zum Auftakt des ersten Bürgerdialogs zum Thema Klimaschutz. Sie warb dafür, dass die Stadt gemeinsam mit den Münchnern Wege finden müsse, die Klimaziele noch irgendwie einzuhalten. Bereits jetzt ist klar, dass München es nicht schafft, auch nur annähernd so viel zum Klimaschutz beizutragen wie die Stadtpolitik sich ursprünglich vorgenommen hatte.

Immerhin sank der Pro-Kopf-Verbrauch von klimaschädlichem Kohlendioxid von zwölf Tonnen im Jahr 1990 auf 7,6 Tonnen im Jahr 2012. Doch schon in zwölf Jahren sollte der Wert bei nur noch drei Tonnen CO₂ pro Münchner liegen, 2050 will die Stadt sogar klimaneutral sein. Die jetzige Generation sei die letzte, die es noch schaffen könne, den Klimawandel zu bremsen, sagte Jacobs vor den rund 50 Teilnehmern des Workshops. "Es gibt keinen Grund mehr, daran zu zweifeln, dass der Klimawandel da ist."

Deshalb versuche die Stadt, die Bürger zum Stromsparen, zum Radfahren, zum bewussteren Umgang mit Energie zu ermuntern, erklärt Falko Müller, Klimaschutzmanager des Umweltreferats. Die Stadt selbst könne lediglich drei bis vier Prozent "per Dekret" an CO₂ einsparen. Für die meisten Treibhausemissionen seien dagegen mit 39 Prozent das Münchner Gewerbe, zu 34 Prozent die Münchner Haushalte, zu 19 Prozent der Straßenverkehr und zu acht Prozent die Industrie im Stadtgebiet verantwortlich. Betrachtet man den Energieverbrauch in einem Münchner Haushalt, sieht man, wo enorme Möglichkeiten liegen, selbst etwas für den Klimaschutz zu tun. 53 Prozent des Verbrauchs im Haushalt macht einer Studie zufolge die Heizung aus, gefolgt vom Verbrauch in der Küche mit 29 Prozent und im Badezimmer mit zehn Prozent. Die Anteile für Beleuchtung (vier Prozent), die Nutzung von Medien, also Fernseher, Internet, Radio und Handy, sowie Wäsche waschen (jeweils zwei Prozent) fallen deutlich geringer aus. Mit dem Auto seien übrigens nur noch weniger als ein Drittel der Münchner unterwegs, sagte Müller. 17 Prozent der Strecken werden einer aktuellen Untersuchung zufolge per Rad, 24 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln und 27 Prozent zu Fuß zurückgelegt, allerdings kann das natürlich auch eine Kombination aus Autofahren und Zufußgehen sein.

Was kann also der Einzelne konkret tun, um München klimafreundlicher zu machen? Das sollten sieben Diskussionsrunden herausfinden. Doch die Vorgaben waren so allgemein gehalten, dass kein Konkretes Ergebnis für die Stadtpolitik herauskommen konnte. Es ging ums Kaufverhalten, das Freizeitverhalten, um Abfalltrennung und Energiesparen. Konkrete Forderungen gab es trotzdem: mehr Grünflächen in der Stadt, kostenlose Fahrten mit Bahn, Bus und Tram, die mit einer Anhebung der Mehrwertsteuer finanziert werden könnten, und mehr Raum für Radler. Und da war die Forderung, Workshops dieser Art in jedem Stadtviertel anzubieten. Damit alle mitreden können, ob Bäume gefällt werden müssen. Damit das Klima in der Stadt besser wird.

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