Umfrage unter Mitarbeitern:München schneidet als Arbeitgeber mäßig ab

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"Viel Luft nach oben": Eigentlich sollte die Umfrage unter Mitarbeitern als Aushängeschild bei der Personalrekrutierung helfen, doch die Ergebnisse sorgen im Rathaus für Ernüchterung: Von den besten 100 Behörden und Unternehmen ist die Stadt München weit entfernt.

Von Silke Lode

Im Münchner Rathaus herrscht Ernüchterung und Enttäuschung über die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung, bei der die Stadt als Arbeitgeber deutlich schlechter als erwartet abschneidet. Nur 56 Prozent des Personals in den städtischen Behörden und Eigenbetrieben bezeichnen ihren Arbeitsplatz "alles in allem" als sehr gut. Die Stadt liegt damit zwar im Durchschnitt aller Arbeitgeber in Deutschland - von den Ergebnissen der besten 100 ist sie aber weit entfernt: dort halten 89 Prozent ihren Arbeitsplatz für sehr gut. Auf eine sehr gute Positionierung hatte die Stadt indes gehofft, als sie die Umfrage in Auftrag gab. Ein guter Platz im Ranking sollte als Aushängeschild bei der Personalrekrutierung helfen.

32 591 Mitarbeiter hatten im Sommer einen Katalog mit 63 Fragen zu den Themen Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz und Teamgeist bekommen. Knapp die Hälfte beteiligte sich an der Umfrage, die die Stadt bei dem Institut "Great Place to Work" in Auftrag gegeben hatte. "Freiwillig und als erste Kommune Deutschlands", wie Personalreferent Thomas Böhle betont. Das Resultat fassen die Forscher so zusammen: "Solides Ergebnis mit viel Luft nach oben." Der Gesamtpersonalrat kommentiert die Umfrage knapp: "Es ist dringender Handlungsbedarf geboten."

Unzufrieden sind die Mitarbeiter mit der Bezahlung - das dürfte im öffentlichen Dienst noch die geringste Überraschung sein. Nur 23 Prozent sagen, dass diejenigen befördert werden, die es verdient hätten. Nicht einmal die Hälfte des Personals kommt gern zur Arbeit. Und nur knapp ein Drittel der Mitarbeiter hat den Eindruck, dass sie an ihrem Arbeitsplatz psychisch und emotional gesund bleiben. Als Stärken der Stadt gelten hingegen die sicheren Jobs, ebenso lobt das Personal die Weiterbildungsmöglichkeiten (63 Prozent) und einen fairen Umgang unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder sexueller Orientierung (mehr als 80 Prozent).

Als Claudio Ingendaay von "Great Place to Work" dem Stadtrat die Ergebnisse am Mittwoch vorstellte, hob er zwei Handlungsfelder als besonders wichtig hervor: Gesundheitsförderung und Stressabbau sowie eine neue Führungskultur. Ingendaay wies zudem darauf hin, dass es zwischen den verschiedenen Referaten und Unternehmen "deutliche Unterschiede" gebe. Allerdings wollte Personalchef Böhle diese Ergebnisse zunächst mit Verweis auf mögliche Probleme bei der Personalrekrutierung nicht herausgeben.

Verärgerung über unvollständige Daten

Bis auf die SPD reagierten alle Parteien im Stadtrat verärgert auf die unvollständigen Daten, die ihnen am Mittwoch in der Sitzung des Verwaltungsausschusses präsentiert wurden. Sie haben deshalb auch eine Entscheidung über die Konsequenzen in die Vollversammlung vertagt, die kommenden Mittwoch zusammentritt. Am Donnerstag reagierte Böhle auf die Kritik und ließ allen Fraktion die ausführlichen Ergebnisse zukommen.

Die Mitarbeiter werden per Rundbrief über das stadtweite Ergebnis unterrichtet, erfahren dabei jedoch nicht, wie es in ihrem eigenen Bereich zugeht. Böhle kündigte an, dass dies im Januar nachgeholt werden soll. Er versprach, dass die Resultate der Umfrage nicht folgenlos bleiben. Zunächst sollen 2,6 Millionen Euro in Maßnahmen wie Workshops und Foren zur Problemanalyse investiert werden.

Die CSU vermutet, dass die mäßige Zufriedenheit mit der Personalknappheit zusammenhängt. Es kämen immer nur neue Aufgaben hinzu, die städtischen Mitarbeiter würden aber nie entlastet. In die selbe Kerbe schlägt auch die Linke: Stadträtin Dagmar Henn sagte, sie frage sich, ob wegen der ganzen Sparprogramme inzwischen zu wenige Menschen beschäftigt würden.

© SZ vom 13.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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